Erneuter Höchststand Wieder Rekordeinnahmen aus der Gewerbesteuer
Die Gemeinden in Deutschland haben im vergangenen Jahr über 70 Milliarden Euro aus der Gewerbesteuer eingenommen - erneut ein Rekordwert. Zur größten Steigerung kam es in Sachsen-Anhalt.
Die Gemeinden in Deutschland haben im vergangenen Jahr erneut einen Höchststand bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer erzielt. Im Vorjahresvergleich stieg die Summe um 14,9 Prozent auf rund 70,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden mitteilte. Schon 2021 war nach einem Rückgang im ersten Corona-Jahr 2020 ein Rekordwert seit Beginn der Zeitreihe 1991 erreicht worden.
Nur Brandenburg musste ein Minus verbuchen
Den höchsten Anstieg bei den Flächenländern verzeichneten den Angaben zufolge im Jahr 2022 die Gemeinden in Sachsen-Anhalt mit 34,8 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 26,7 Prozent. Unter den Stadtstaaten erzielte Hamburg mit 23,6 Prozent das größte Plus. Brandenburg musste als einziges Bundesland ein Minus verbuchen. Es betrug 3,8 Prozent.
Die Einnahmen aus Grundsteuer, die auf das Vermögen der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe erhoben wird, stiegen demnach um 0,3 Prozent auf 400 Millionen Euro, so die Statistiker weiter. Aus der Grundsteuer, die auf Grundstücke erhoben wird, flossen mit 14,9 Milliarden Euro 2,0 Prozent mehr. Der Ertrag aus Grundsteuer und Gewerbesteuer, den sogenannten Realsteuern, summierte sich auf rund 85,5 Milliarden Euro - das waren 12,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der durchschnittliche Hebesatz aller Gemeinden in Deutschland für die Gewerbesteuer lag laut der Behörde 2022 wie im Vorjahr bei 403 Prozent.
Große Unterschiede zwischen Kommunen
Die Gewerbesteuer ist eine besonders wichtige Einnahmequelle für die Kommunen. Alle gewerblichen Unternehmen und Kapitalgesellschaften müssen sie zahlen. Allerdings gibt es in Deutschland ein großes Gefälle zwischen den Gemeinden. Während etwa Firmen in Monheim am Rhein nur 8,75 Prozent Gewerbesteuer zahlen, werden im nur eine halbe Stunde entfernten Düsseldorf mehr als 15 Prozent auf den Gewinn fällig.
Vor ein paar Monaten hatten Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen gegen Essener Immobilienunternehmer ein Schlaglicht auf eine Praxis geworfen, die Städte in ganz Deutschland Schätzungen zufolge eine Milliarde Euro an Einnahmen kostet: Steueroasen inmitten der Republik. Neben Monheim zählen auch Grünwald bei München und Zossen in der Nähe Berlins dazu. Über Projektgesellschaften, Tochter- oder Scheinfirmen verlagern Unternehmen immer wieder ihre Gewinne in Kommunen, die besonders niedrige Gewerbesteuern ansetzen.
Nach Einschätzung von Experten sorgt das für einen gefährlichen Unterbietungswettbewerb. Die Gewinne der Steueroasen fehlen schließlich den Kommunen, in denen die Gewinne sonst angefallen wären. "Wir finanzieren uns zum wesentlichen Teil aus der Gewerbesteuer und der Grundsteuer. Die brauchen wir, um lebenswerte Städte zu erhalten", sagte Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU).