US-Notenbank pumpt Milliarden in den US-Markt Kopfschütteln in Deutschland über Fed-Entscheidung
Die Entscheidung der US-Notenbank in den heimischen Markt Milliarden von Dollar zu pumpen, stößt in Deutschland auf Kritik. Wirtschaftsforscher bezweifelten die Wirkung auf die US-Wirtschaft. Auch Wirtschaftsminister Brüderle sagte: "Ich sehe das mit Sorge."
In Deutschland ist die jüngste geldpolitische Lockerung der US-Notenbank (Fed) kritisiert worden. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte: "Ich sehe das mit Sorge." Er habe Zweifel, dass das Gelddrucken der US-Notenbank Fed die Konjunktur ankurbeln werde. "Es reicht nicht, allein das Wasser hinzustellen. Die Pferde müssen auch saufen."
Der finanzpolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Leo Dautzenberg, zeigte sich beunruhigt, dass die Fed die Anleihekäufe ausweiten wolle. Langfristig könne diese Politik zu einer Inflation führen, sagte der CDU-Politiker "Handelsblatt Online". Und nichts sei unsozialer, als eine staatlich betriebene und nicht durch eine auf Preisstabilität abzielende Währungspolitik. Die Fed will zur Stützung der Konjunktur zusätzliche Staatsanleihen im Wert von 600 Milliarden Dollar (rund 430 Milliarden Euro) kaufen.
Institut der deutschen Wirtschaft: Ordnungspolitischer Sündenfall
Die US-Notenbank laufe Gefahr, langfristig Schaden anzurichten, sagte auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Schon grundsätzlich sei der Kauf von Staatsanleihen durch die Notenbank ein ordnungspolitischer Sündenfall. Erschwerend komme noch hinzu, dass so keines der strukturellen Probleme der US-Wirtschaft gelöst werde.
Kritisch äußerte sich auch das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung. Zwar könne man mit einer Lockerung der Geldpolitik Zeit gewinnen, um den Abbau der Verschuldung konjunkturschonend hinzubekommen. "Diese Politik birgt jedoch die Gefahr, dass sich die Verschuldungsniveaus nur soweit anpassen, dass sie zu den derzeit extrem niedrigen Zinsen tragfähig erscheinen", sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen.
IMK: Akt der Verzweiflung
Der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, sieht die Maßnahmen der Fed als Akt der Verzweiflung. Die geldpolitische Stimulanz werde kaum eine direkte stimulierende Wirkung in der US-Wirtschaft entfalten, betonte er.
Auch der Chefsvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, glaubt nicht, dass die US-Wirtschaft mit dem Fed-Manöver schneller auf die Beine kommen wird. "Die Konsumenten sind zu hoch verschuldet und lassen sich durch die ultra-lockere Geldpolitik der Fed nicht dazu verführen, mehr auszugeben und die US-Wirtschaft anzuschieben", sagte Krämer "Handelsblatt"-Online. Stattdessen schaffe die Fed ein Klima, das risikoreiche Anlageformen begünstigt, wenn Anleger mit Staatsanleihen nicht verdienen können.
EZB lässt Leitzins unverändert
Die Europäische Zentralbank zeigte sich derweil unbeeindruckt von der Fed-Entscheidung. Der EZB- Rat beließ bei seiner Sitzung in Frankfurt, den Leitzins im Euro-Raum auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Experten erwarten, dass die EZB frühestens gegen Ende 2011 an der Zinsschraube drehen wird.