Arbeitsagentur stellt Aktionsplan gegen Fachkräftemangel vor Mehr Frauen, mehr Zuwanderer, weniger Abbrecher
Um einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, schlägt die Bundesagentur für Arbeit (BA) zehn Maßnahmen vor. Dazu zählen: Mehr Frauen in Vollzeitjobs, weniger Schulabbrecher und eine "Wilkommenskultur" für Zuwanderer. Die Vorschläge sind Ergebnis einer Studie, die die BA jetzt vorgestellt hat.
In einem Zehn-Punkte-Plan hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) konkrete Maßnahmen gegen den drohenden Fachkräftemangel vorgeschlagen. Das größte Potenzial sieht die BA-Spitze in einer stärkeren Erwerbstätigkeit von Älteren und Frauen. Auch die Abbrecherquoten in Schule, Ausbildung und Studium müssten verringert werden, heißt es in der Studie "Perspektive 2025 - Fachkräfte für Deutschland". Das Potenzial im eigenen Land werde aber nicht ausreichen, um die Folgen des demografischen Wandels abzufedern.
Zahl der Erwerbstätigen sinkt
In einigen Branchen und Regionen würden bereits heute die Fachkräfte knapp, erklärten BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise und seine Kollegen. Bis zum Jahr 2025 werde die Zahl der Menschen in Deutschland, die einer Arbeit nachgehen könnten, um etwa 6,5 Millionen auf 38,1 Millionen sinken: "Wenn nicht aktiv gegengesteuert wird, fehlt es in der Zukunft deutlich an jenen Fachkräften, die ein Motor für Wachstum und Wohlstand sind."
"Umfassende Willkommenskultur"
Zuwanderung ist nach Ansicht der BA einer der Wege, um gegenzusteuern. Bis zum Jahr 2025 könnten etwa 400.000 bis 800.000 zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden, rechnen die Autoren vor. Dazu müsse "die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland durch die Etablierung einer umfassenden Willkommenskultur" steigen, so BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker.
Neben Zuwanderung nennt die Studie neun weitere Handlungsfelder: Allein durch die Halbierung der Abbrecherquoten in Schulen, bei der Ausbildung und im Studium ließen sich nach den Schätzungen etwa 1,2 Millionen zusätzliche Fachkräfte gewinnen. Auch die Ausweitung der Erwerbstätigkeit Älterer schaffe ein größeres Angebot an Fachkräften von bis zu 1,2 Millionen. Die bereits beschlossene Anhebung der Rentenaltersgrenze auf 67 Jahre bis zum Jahr 2029 führe dazu, dass bis 2025 rund 930.000 Menschen mehr rein rechnerisch erwerbstätig sein könnten.
Längere Arbeitszeiten, mehr Weiterbildung, besseres Steuerrecht
Bei Frauen sieht die BA zwei Ansatzpunkte: Insgesamt sollte ein höherer Anteil von ihnen erwerbstätig werden, zudem könne das Arbeitszeitvolumen der teilzeitbeschäftigten Frauen steigen - etwa durch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beides zusammen verspräche nach den Schätzungen etwa 2,1 Millionen zusätzliche Fachkräfte. Weitere Handlungsmöglichkeiten sieht die BA zudem in einer Ausweitung der Arbeitszeiten generell, in Anreizen im Steuer- und Abgabenbereich für eine Erwerbstätigkeit sowie bei stärkeren Anstrengungen für Weiterbildung und größerer Transparenz am Arbeitsmarkt.
"Wir möchten mit unserer Broschüre die Diskussion auf eine solide Datenbasis stellen, um damit wirkungsvolle Strategien zu unterstützen", erklärte BA-Vorstandsmitglied Becker. Die darin aufgeführten Ideen sollen als Anregungen betrachtet werden.
Grüne: "Pflichtlektüre" für die Koalition
Die Bundesregierung lobte die Studie. Der Befund der BA werde "vollauf geteilt", erklärte das Bundesarbeitsministerium. Die Opposition nutze die Vorstellung der Studie für Kritik. Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer sagte, die "Reihe der Fehlleistungen der Regierung" sei lang, die BA-Studie müsse der schwarz-gelben Koalition "als Pflichtlektüre" verschrieben werden. "Qualifizierung, die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung etwa von Frauen, Älteren oder Geringqualifizierten und die gesteuerte Zuwanderung müssen gleichzeitig wirken, wenn Deutschland nicht auf einen eklatanten Fachkräftemangel zulaufen soll", sagte Pothmer.