Modeunternehmen appelliert an Gläubiger Escada droht die Insolvenz

Stand: 10.08.2009 17:00 Uhr

Der schwer angeschlagene Luxusmode-Hersteller Escada bereitet sich auf die Insolvenz vor. Wenn die Gläubiger einer 200 Millionen Euro schweren Unternehmensanleihe nicht noch einen Beitrag zur Entschuldung leisteten, drohe die Zahlungsunfähigkeit, teilte das Unternehmen mit.

Der ehemals größten Damenmodemarke der Welt, Escada, droht noch in dieser Woche die Insolvenz. Um 15.00 Uhr lief ein Umtauschangebot für eine Anleihe aus. Sollte dies von den Gläubigern ausgeschlagen werden, werde man noch in der laufenden Woche einen Insolvenzantrag stellen, erklärte das Unternehmen. Dies habe der Vorstand beschlossen. Für Mittwoch sei zudem eine Aufsichtsratssitzung einberufen worden.

Escada-Logo

Für die einstige Glanzmarke Escada sieht es dunkel aus.

Gläubiger sollen für Anteile auf Forderungen verzichten

Der Umtausch der Anleihe mit einem Volumen von 200 Millionen Euro ist der letzte noch fehlende, aber unverzichtbare Baustein in einem Rettungskonzept für das schwer angeschlagene Modeunternehmen. Dabei sollen die Gläubiger auf große Teile ihrer Forderungen verzichten. Für 1000 Euro der alten Anleihe bietet Escada neue Schuldverschreibungen und eine Barzahlung mit einem Wert von zusammen 400 Euro sowie 10 Aktien, die Großaktionäre zur Verfügung gestellt haben.

Escada muss eine Umtauschquote von 80 Prozent erreichen. Dies ist nach Unternehmensangaben Bedingung für andere Bausteine des Rettungskonzeptes wie einen Kredit und eine Kapitalerhöhung, die dem Unternehmen Geld in die leeren Kassen spülen sollen. Ohne sie droht laut Escada kurzfristig die Zahlungsunfähigkeit.

Umtausch bisher schleppend

Der Umtausch der Anleihe läuft bisher aber schleppend. Nach Auskunft eines Unternehmenssprechers waren am Freitag noch keine 50 Prozent erreicht. Am 14. Juli waren es 37 Prozent. Die Frist sollte ursprünglich bereits am 31. Juli enden, war aber verlängert worden. Zudem besserte Escada das Angebot nach. Eine weitere Verlängerung oder eine neuerliche Nachbesserung seien aufgrund der Liquiditätssituation von Escada aber ausgeschlossen. Das Unternehmen hofft nun auf die letzten beiden Tage der Umtauschfrist.

Ehemaliges Erfolgsunternehmen macht massive Verluste

Escada ist seit längerem in Schieflage. Im vergangenen Geschäftsjahr, das im Oktober 2008 endete, verlor der Konzern 70 Millionen Euro. Seit dem Geschäftsjahr 2000/2001 ist ein Drittel des Umsatzes weggebrochen. Jüngst musste Escada auch seine Tochterfirma Primera mit all ihren Marken verkaufen.

Der Konzern war 1976 von Wolfgang und Margaretha Ley gegründet worden. Der Unternehmer kümmerte sich ums Geschäftliche, während seine Frau als ehemaliges Model für die kreative Seite verantwortlich zeichnete. So stieg Escada zwischenzeitlich zur größten Damenmodemarke der Welt auf, geriet nach dem Tod Margaretha Leys 1992 aber immer wieder ins Trudeln. Schon Anfang des Jahrtausends war Escada nur durch den Einstieg eines Investors gerettet worden. Seit 2008 hat das Unternehmen mit den Tchibo-Erben Wolfgang und Michael Herz weitere Großaktionäre.

Der neue Escada-Chef Bruno Sälzer führte den Niedergang des Konzerns auf der Hauptversammlung im April auf "Defizite in der Modeaussage" zurück. Das Unternehmen habe Kundinnen verloren, weil die Marke nicht mehr das gewesen sei, was sie einmal ausgemacht habe, sagte er.

Das Unternehmen unterhält nach eigenen Angaben 194 Filialen und 226 Franchise-Shops in rund 60 Ländern. Von einer möglichen Pleite wären rund 2300 Beschäftigte betroffen.