Pläne für Netzverkauf E.ON macht ernst
Nach dem überraschenden Vorschlag im Februar macht E.ON nun offenbar ernst: Bis zum Herbst will der Energiekonzern der EU-Kommission konkrete Pläne für einen Verkauf seines Stromnetzes vorlegen. Erste Details gab E.ON-Chef Bernotat bekannt, der Aufsichtsrat stimmte bereits zu.
Der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON hat sein Angebot an die EU-Kommission bekräftigt, sein Höchstspannungsnetz und ein Fünftel seiner Erzeugungskapazitäten in Deutschland zu verkaufen. E.ON-Chef Wulf Bernotat kündigte an, der Konzern werde noch in diesem Monat eine entsprechende Verpflichtungszusage bei der EU einreichen. E.ON werde sich darin bereit erklären, sein 10.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz abzugeben, das sich von der dänischen bis zur österreichischen Grenze erstreckt. Die Wettbewerbshüter aus Brüssel sollen im Gegenzug laufende Kartellverfahren zu den Akten legen.
"Liste von Interessenten"
Allerdings soll das Netz nur an einen Betreiber verkauft werden, der nicht im Bereich der Stromerzeugung oder -versorgung tätig ist. Mehrere Finanzinvestoren und ausländische Netzbetreiber hätten bereits ihr Interesse signalisiert, sagte Bernotat: "Wir vermerken das Interesse zurzeit und setzen die Namen auf eine Liste von Interessenten. Wir werden darauf zurückkommen, wenn der Prozess offiziell beginnt." Die Namen der Interessenten nannte Bernotat nicht. Der australische Finanzinvestor Macquarie hatte bereits sein Interesse an den Netzen angemeldet, deren Wert Analysten auf bis zu zwei Milliarden Euro schätzen. Als mögliche Bieter werden laut der Nachrichtenagentur Reuters auch die britischen Beteiligungsfirmen 3i und Terra Firma sowie die Deutsche-Bank-Tochter Rreef genannt. Dem Allianz-Konzern und dem britischen Netzbetreiber National Grid wird ebenfalls Interesse nachgesagt.
Konzern will gegen andere Anlagen tauschen
Außerdem will der Stromriese sich von rund einem Fünftel seiner Erzeugungskapazitäten in Deutschland, insgesamt rund 4.800 Megawatt, trennen. Dabei handele es sich unter anderem um Strombezugsrechte aus den Minderheitsbeteiligungen an den Kernkraftwerken Grundremmingen und Krümmel, um eine Beteiligung am Braunkohlekraftwerk Lippendorf, um zwei Kohlekraftwerke und mehrere Wasserkraftwerke, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern will allerdings nicht gegen Bargeld verkaufen, sondern nach Möglichkeit gegen andere Anlagen im Ausland tauschen.
E.ON hatte den Netzverkauf im Februar überraschend angekündigt. Verbraucherschützer und EU-Kommission fordern schon seit langem die Trennung des Stromnetzes von der Stromproduktion. Die zentrale Stellung der vier Regional-Monopolisten E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW gilt als ein Grund für den schlecht funktionierenden Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt und die hohen Energiepreise. Innerhalb der EU stoßen die Pläne der Kommission aber auf Widerstand aus Deutschland und Frankreich.