Filterung des Treibhausgases Ein "Riesenstaubsauger" für CO2
Wie lässt sich CO2 in der Atmosphäre reduzieren? Eine neue Technologie filtert wie ein großer Staubsauger Kohlendioxid aus der Luft. Ein Essener Start-up hat eine Pilotanlage in Betrieb genommen.
Ein bisschen erinnert die Maschine an ein übergroßes Dixi-Klo, aber sie verspricht Großes: CO2 aus der Luft zu filtern. Quasi ein "Riesenstaubsauger" für klimaschädliche Emissionen. Es ist eine Pilotanlage, die das Essener Start-up Greenlyte Carbon Technologies an den Start gebracht hat. Bis zu sieben Kilo CO2 in der Stunde soll die Maschine aus der Luft filtern können. Das ist ungefähr so viel wie ein Baum im Jahr an Kohlendioxid bindet.
Mitgründer forscht schon seit Jahrzehnten
Ein Ventilator saugt die Luft in den Turm der Anlage. Dort kommt sie in Kontakt mit einer Spezialflüssigkeit. "Wir haben die Flüssigkeit so entwickelt, dass sie nur das CO2 aus der Luft zieht", sagt Florian Hildebrand, CEO des Essener Start-ups. Sein Mitgründer Peter Behr forscht schon seit Jahren an dieser Flüssigkeit.
In der Anlage reagiert das CO2 in der Flüssigkeit und kommt in Form von Hydrogencarbonat aus der Maschine. In Wasser gelöst, kann dieser Stoff anschließend in einem Elektrolyseverfahren aufgespalten werden. Dabei fallen neben CO2 auch Wasserstoff und Sauerstoff an. "Gerade Kohlenstoff braucht man für fast alles, zum Beispiel für die Plastikherstellung", erklärt Hildebrand. Das Unternehmen wirbt damit, aus dem gewonnenen CO2 in Kristallform zum Beispiel Kohlensäure für Bier herzustellen.
Das CO2 wird in kristallisierter Form gewonnen.
"Technologie noch in den Kinderschuhen"
"Direct Air Storage" (DAC) heißt die Technologie dahinter, an der weltweit gearbeitet wird. 27 Anlagen gibt es international bereits, zum Beispiel in den USA oder in der Schweiz. Laut der internationalen Energieagentur stehen 130 Anlagen gerade in den Startlöchern. "Die Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen", sagt Peter Viebahn vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Trotzdem findet der Wissenschaftler die Technologie wichtig, um die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre zu reduzieren.
Heute ist es noch ziemlich teuer, das Treibhausgas aus der Luft zu filtern. Für eine Tonne CO2 kostet es knapp 600 Euro; um massentauglich zu werden, müsste der Preis Experten zufolge auf 150 bis 200 Euro fallen. Außerdem braucht der Prozess sehr viel Energie. "Es ist eine langfristige Entwicklung, es wird die nächsten zehn, zwanzig Jahre dauern, bis die Technologie soweit ist", sagt Viebahn.
Ein Beitrag - nicht die alleinige Lösung
Auch Start-up-Gründer Hildebrand betont, dass der "Riesenstaubsauger" für CO2 nicht die Lösung ist: "Direct Air Capture ist am Ende nur der Torwart. Ohne Torwart auf einem Fußballfeld ist es blöd. Nur mit einem Torwart spielen ist auch blöd. Es ist also ein weiterer Beitrag, um die Klimakrise zu verhindern, aber es ist nicht die alleinige Lösung."
Bis 2050 will das Unternehmen pro Jahr eine Gigatonne - also eine Milliarde Tonnen - CO2 aus der Luft saugen. Die erste kommerzielle Anlage hat Greenlyte Carbon Technologies bereits verkauft. Trotzdem testen und forschen sie in Essen weiter, um ihre Anlage besser und effizienter zu machen.