Weltleitmesse Bauma Mit neuen Baustoffen gegen Rohstoffmangel
Stahl, Beton, Kunststoff: Der Rohstoffmangel belastet die Bauwirtschaft. Auf der Fachmesse Bauma in München zeigt sich die Branche aber kreativ bei der Entwicklung von neuen Baustoffen.
"Fuck CO2" ist das Leitmotiv des Start-ups carbonauten aus Giengen an der Brenz. Das 2017 gegründete Unternehmen schreibt sich die Reduktion von Klimagasen auf die Fahnen und will gleichzeitig dem Baustoffmangel den Kampf ansagen. "Die Märkte liegen im Millionen- und Milliardenbereich und reichen von Kacke bis zum Kosmos", so die Einschätzung der beiden Unternehmensgründer Torsten Becker und Christoph Hiemer. Ihr Produkt: Bio-Kohlenstoffe.
Kunststoff und Zement aus Bio-Kohlenstoffen
Technische Bio-Kohlenstoffe gelten als Multitalente. Sie binden und speichern CO2, sind hitzebeständig bis mehrere Hundert Grad Celsius und widerstehen Umwelteinflüssen. Zur Gewinnung von Bio-Kohlenstoffen kann nahezu jede beliebige Biomasse verwendet werden - zum Beispiel Reste der Forst- und Landwirtschaft oder der Lebensmittel- und Holzindustrie.
Das Granulat aus Biomasse kann bis zu 50 Prozent des Ursprungsmaterials ersetzen. Möglich ist der Einsatz unter anderem bei der Herstellung von Zement, Lehm, Putz, Baufolien oder Kunststoffrohren. Durch eine dämmende, isolierende und zugleich kühlende Wirkung ist die Verwendung auch bei der Begrünung von Dächern und Fassaden möglich.
Nachhaltig dämmen mit biodesignten Pilzen
Biodesignerin Julia Krayer vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen will dem Baustoff-Mangel mit pilzbasierten Materialien trotzen. Sie hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Myzel - der unterirdisch wachsende Teil von Pilzen - zu Dämmmaterial oder Baustoff weiterverarbeiten lässt und eine nachhaltige und kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Produkten im Baustoffbereich bietet.
Und so funktioniert es: Die Pilzwurzeln werden zunächst mit einem Nährboden aus biologischem Abfall wie beispielsweise Kaffeesatz oder Stroh vermischt. Nach wenigen Wochen bilden sie eine feste Struktur, die zerkleinert in jede beliebige Form gepresst und nach der Trocknung im Ofen weiterverarbeitet werden kann. Dieses Material hat sehr gute Dämmwerte und stellt eine Alternative zu Styropor dar. Wird die pilzbasierte Innovation zusätzlich gepresst, kann sie auch Sperrholz ersetzen.
Recycling: Waschanlagen für den Bau
Mit gigantischen Waschanlagen für den Bau will das britische Unternehmen CDE der Baubranche zu einer Zero-Waste-Strategie verhelfen. Bei Bau-, Abbruch- und Aushubarbeiten fallen grundsätzlich Verunreinigungen wie zum Beispiel Ton, Metalle, Gummi oder Kunststoffe an, die normalerweise auf Mülldeponien landen. Mit Hilfe der neuartigen Waschanlagen können pro Stunde bis zu 250 Tonnen dieses Abfalls recycelt und wieder in den Kreislauf der Bauwirtschaft zurückgeführt werden.
Diese innovative Technologie funktioniert sogar bei kontaminierten Böden. Schwermetalle wie Fluorid, Chrom oder Arsen werden einfach ausgewaschen. Die so behandelte Erde stellt dann keine Gefahr mehr für Mensch und Umwelt dar und eignet sich in vielen Fällen für eine Wiederverwendung und somit für die Kreislaufwirtschaft am Bau.
Die Bauma ist die weltgrößte Messe für Baumaschinen und findet noch bis Sonntag in München statt. In 18 Messehallen und auf einer riesigen Freifläche zeigt die Baumaschinenbranche modernste Technik. Vor allem geht es um mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Bauen soll umweltschonender, schneller und kostengünstiger werden.