EADS-Bilanzpressekonferenz Rekordgewinn - und eine Abfuhr für die Bundesregierung
Die Zahlen, die der scheidende EADS-Chef Gallois auf der Bilanzpressekonferenz verkünden konnte, waren sehr gut: Ein Umsatzplus und ein fast verdoppelter Nettogewinn stehen dank Tochter Airbus in den Büchern. Mit diesem Ergebnis im Rücken nutzte Gallois seinen Auftritt, um mit einem Brief der Bundesregierung abzurechnen.
Von Johannes Duchrow, WDR-Hörfunkstudio Paris
Eine Milliarde Euro Gewinn, sieben Prozent mehr Umsatz - die Ergebnisse von EADS zeigen steil nach oben. Tochter Airbus hatte mit ihren Lieferungen zum Jahresende 2011 schon Frankreichs Handelsbilanz gerettet, jetzt profitiert auch der Mutterkonzern von den guten Ergebnissen des Flugzeugbauers.
"Glauben Sie mir: Das ist nur der Anfang"
Louis Gallois, der in wenigen Wochen planmäßig seinen Chefsessel beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern räumt, nahm die Zahlen zum Anlass, um an die junge Geschichte seines Unternehmens zu erinnern: "Wer hätte vor zwölf Jahren geglaubt, dass es ein europäisches Unternehmen auf Augenhöhe mit den amerikanischen Giganten geben würde? Wer hätte geglaubt, dass ein europäisches Unternehmen an bisherige Exklusivkunden von Boeing verkaufen würde? Dies sind nur wenige Beispiele für große Ergebnisse. Und glauben Sie mir: Das ist nur der Anfang."
Die großen Lasten der Vergangenheit seien abgeworfen; die große Neuentwicklung, der Airbus Langstreckenjet A350 XWB, werde genauestens überwacht. "Unser Ausgangspunkt war eine relativ schwierige Lage vor fünf Jahren. Ich glaube, dass unsere Aktionäre mit den heute starken Fundamenten unseres Unternehmens zufrieden sein können - und auch mit dem Wachstum und den großen Fortschritten, die wir in den vergangenen Jahren gemacht haben."
Hintze-Brief "sicherlich nicht angemessen"
Die Aktionäre können auch zufrieden sein, weil sich ihre Dividende im Vergleich zu 2010 auf 45 Cent pro Aktie verdoppelt hat. Mit einem seiner künftigen Großaktionäre rechnete der charismatische Manager auf der Bilanzpressekonferenz allerdings in harten Worten ab. Der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze, hatte in einem Brief an Gallois' Nachfolger Tom Enders gefordert, die deutschen Standortinteressen besser zu vertreten. Falls Enders den Firmensitz aus dem bayrischen Ottobrunn ins südfranzösische Toulouse verlagere, werde die Bundesregierung ihre Kredite an das Unternehmen überdenken.
"Dieser Brief ist sicherlich nicht angemessen", wies Gallois Hintze zurecht, "und entspricht sicherlich nicht den Leitlinien, denen börsennotierte Unternehmen unterliegen. Tom und ich und die anderen in der Führung, wir arbeiten ganz sicher nicht mit Flaggen auf dem Konferenztisch. Das haben wir in den vergangenen sechs Jahren bewiesen." Das Unternehmen setze bei seinen Personalentscheidungen auf Leistung, Können und Qualität, nicht auf Herkunft. Mehr als die Hälfte der EADS-Aktien seien ohnehin in Streubesitz, in den USA, Frankreich und Großbritannien. Erst weit danach folgten die staatlichen Anteilseigner Frankreich und Deutschland.
"Wir verlassen weder Paris noch Ottobrunn"
Druck auf Unternehmen gebe es überall, aber EADS werde weiter unabhängig davon entscheiden, stellte der scheidende Chef klar: "Wir verlassen weder Paris noch Ottobrunn. Es wird dort weitergehen, zum Beispiel mit einem Forschungs- und Technologie-Campus gemeinsam mit der bayrischen Landesregierung, außerdem wird unsere Dienstleistungsbranche dort aktiv bleiben. Aber Tom hat beschlossen, dass der Schwerpunkt seiner Arbeit in Toulouse sein wird", sagte er mit Blick auf seinen Nachfolger.
Genau wie er selbst werde aber auch Enders vor allem im Flugzeug arbeiten - und weder in Ottobrunn noch in Toulouse, sagte Gallois. Und fügte scherzend hinzu: "Ich hoffe, dass Tom sich dafür nicht unseren Großraumjet A380 aussucht. Das wäre zu teuer für ein Unternehmen, das sich auch für 2012 ehrgeizige wirtschaftliche Ziele gesteckt hat."