Gesprächspartner in 3D Hologramm-Telefonate für alle?
Von wegen Science-Fiction: Die Hologramm-Telefonie ist heute bereits technisch möglich. Nun soll sie massenmarkttauglich werden. Dazu wollen Europas große Netzbetreiber an einem Strang ziehen.
Hologramme sind in Science-Fiction-Filmen und -Serien wie Star Wars und Star Trek selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens. So ist der Arzt an Bord der "USS Voyager" ein Hologramm. Und auf dem Holodeck in "Star Trek" können ganze Umgebungen simuliert werden.
Ganz so ambitioniert sind die Hologramm-Vorhaben der Deutschen Telekom und ihrer europäischen Branchenkollegen zwar nicht. Aber immerhin: Handynutzer, die ihren Gesprächspartner beim Telefonieren als 3D-Bild vor sich sehen - das soll nach dem Willen von Europas großen Mobilfunkbetreibern keine Zukunftsmusik bleiben.
5G macht Hologramm-Telefonie möglich
Die britische Vodafone, die spanische Telefónica (O2), die Deutsche Telekom und die französische Firma Orange gaben heute ein Projekt bekannt, bei dem eine gemeinsame Plattform zur Übermittlung dreidimensionaler Abbilder entwickelt werden soll. Möglich macht das der Mobilfunkstandard 5G: Dank ihm ist die Echtzeit-Übermittlung von enormen Bandbreiten überhaupt erst durchführbar.
Bereits in zwei Jahren könnte die Hologramm-Plattform für Endkunden verfügbar sein, heißt es in der Mitteilung der europäischen Mobilfunkbetreiber. Damit würde diese Art der Kommunikation massentauglich. Um die 3D-Abbildungen zu sehen, würden Kunden eine Virtual-Reality-Brille benötigen.
Frühere Hologramm-Versuche nicht sehr überzeugend
Die Telekommunikationsbranche tüftelt schon seit längerem an Hologramm-Verbindungen. Technisch möglich seien sie zwar bereits schon heute, aber aufwändig und kostspielig. Daher kämen sie nur selten zum Einsatz, heißt es weiter in der Mitteilung. Das wolle man nun ändern.
Bereits 2018 führte Vodafone auf einem Testgelände in Aldenhoven (NRW) ein Hologramm-Videogespräch in einem fahrenden Kleinbus vor. Das damalige Projekt beruhte allerdings auf einer anderen Technologie als das jetzige Vorhaben und war visuell nur mäßig überzeugend.
Wenn die Chefin "persönlich" im Homeoffice erscheint
Bei der Hologramm-Telefonie - auch "Holographie" genannt - blickt der Angerufene durch eine VR-Brille und sieht den Oberkörper des Anrufers als digitales Abbild. Dies ist möglich, weil die Selfie-Kamera dessen Körperdaten aufnimmt und dann eine dreidimensionale Digitalversion entworfen wird.
Sitzt man beispielsweise daheim im Homeoffice, so könnte ein Kollege oder die Chefin anrufen und dann auf der anderen Seite des Schreibtischs als 3D-Abbild erscheinen. Bei so einem Telefonat gibt es nur ein Hologramm, und zwar das des Anrufers. Ein Hologramm des Angerufenen, der die VR-Brille trägt, gibt es nicht.
"Ob privat für den Anruf bei Oma oder für den Business-Call mit Kollegen und Kunden: Durch Hologramm-Telefonie rücken wir in der virtuellen Welt näher mit unseren Freunden und Mitmenschen zusammen", sagt der Innovationschef von Vodafone Deutschland, Michael Reinartz. "Unser Ziel ist, diese neue Form der Kommunikation für alle zugänglich zu machen." Sven von Aschwege von der Telekom sagt: "Telefonieren, als stünde mein Gesprächspartner vor mir, ist so ein Traum, der nun näher an die Realität rückt."
Ungarischer Ingenieur gilt als Erfinder der Holographie
Auch wenn die Mobilfunkfirmen die Vorzüge der Hologramm-Telefonie in den wärmsten Tönen anpreisen: Wie gut oder schlecht die visuelle Qualität im Alltag tatsächlich sein wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen.
Dabei ist die Holografie wie so viele Erfindungen nur ein zufälliger Stolperstein der Forschung. Der ungarische Ingenieur Dennis Gábor suchte eigentlich nach einem Weg, das Auflösungsvermögen von Mikroskopen zu verbessern, als er ein 3D-Bild erzeugte. 1971 erhielt Gábor für seine Erfindung den Nobelpreis für Physik.