Nach IT-Ausfall Flugbetrieb läuft wieder
An Flughäfen und Häfen auf der ganzen Welt läuft die Abfertigung von Passagieren und Gütern nach der globalen IT-Panne wieder an. Vereinzelt müssen Passagiere jedoch noch mit Verzögerungen rechnen.
Nach einer folgenschweren IT-Panne mit Auswirkungen auf Fluggesellschaften, Krankenhäuser und Fernsehsender weltweit normalisiert sich die Lage in vielen Ländern allmählich. Mehrere Fluggesellschaften in den USA sowie in Asien erklärten, dass sie ihren Betrieb wieder aufgenommen hätten. Auch am Berliner Flughafen verliefen die Abfertigungen wieder "reibungslos", wie ein BER-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP auf Anfrage mitteilte.
Laut Thailands nationalem Flughafendirektor Keerati Kitmanawat gibt es derzeit "keine langen Warteschlangen an den Flughäfen, wie wir sie gestern erlebt haben". Auch in Australien lief der Betrieb größtenteils wieder normal, auch wenn der Flughafen Sydney immer noch Flugverspätungen meldete.
An den Flughäfen in Hongkong und Südkorea wurde der Check-in-Service wiederhergestellt, in Indien, Indonesien und am Changi-Flughafen in Singapur funktioniert die Abfertigung inzwischen wieder weitgehend normal.
Einzelne Flughäfen haben noch Schwierigkeiten beim Check-in und den Sicherheitskontrollen. So könnten Fluggäste am Hauptstadtflughafen BER die Self-Service-Check-ins noch nicht wieder nutzen, teilte ein BER-Sprecher mit. Viele Fluglinien haben außerdem aufgrund der gestrigen Ausnahmesituation ihre Maschinen und Bordpersonal am falschen Ort, was vorübergehend noch zu einzelnen Verzögerungen in den Abläufen führt.
Suche nach Alternativen
In Großbritannien hatte die Panne am ersten Ferientag vieler Schüler und Schülerinnen zahlreiche Menschen dazu bewogen, sich Flugalternativen zu überlegen. So waren am frühen Morgen Hunderte Passagiere am Hafen von Dover gemeldet worden, die versuchten, über die wichtigste Fährroute von Großbritannien nach Frankreich zu kommen.
Die Verwaltung der Grafschaft Kent warnte davor, ohne Reservierung zum Fährhafen oder zum Eurotunnel anzureisen. "Sowohl die Fähren von Dover als auch der Autozug nehmen heute keine unangemeldeten Passagiere an. Bitte buchen Sie im Voraus, bevor Sie zum Hafen fahren", hieß es in der Mitteilung auf X.
Rund 8,5 Millionen Microsoft-Geräte betroffen
Die Panne hatte am Freitag weltweit Unternehmen getroffen, die das Betriebssystem Windows von Microsoft nutzen. Ursache war nach Angaben der US-Cybersicherheitsfirma Crowdstrike ein fehlerhaftes Update ihres Sicherheitsprogramms Falcon. Microsoft teilte nach einer Analyse mit, dass rund 8,5 Millionen Geräte betroffen waren. Dies seien weniger als ein Prozent aller Windows-Geräte gewesen, betonte der US-Softwarekonzern.
Die Auswirkungen waren aber enorm: Fluggesellschaften und Flughäfen weltweit hatten IT-Probleme, so dass teils Starts und Landungen annulliert werden mussten. Krankenhäuser mussten Operationen verschieben, Fernsehsender konnten nicht senden, Kassensysteme in Supermärkten fielen aus. Das volle Ausmaß der Störungsauswirkungen ist noch nicht bekannt.
Warnung vor Betrügern
Als Reaktion auf die weltweite IT-Panne rechnen Expertinnen und Experten nun damit, dass viele Menschen ihre Computer besser schützen wollen. Dies könnte aber auch von Cyberkriminellen ausgenutzt werden. So warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor einem Anstieg von betrügerischen Phishing- und Scam-Versuchen.
Neben dem BSI warnten auch britische und australische Behörden davor, dass Kriminelle die durch die Panne ausgelöste Verunsicherung ausnützen könnten.
"Panne geht in die Geschichte ein"
Die Firma Crowdstrike teilte mit, sie habe eine Lösung für das Problem gefunden. Firmenchef George Kurtz sagte dem US-Nachrichtensender CNBC, er wolle sich "persönlich bei jeder Organisation, jeder Gruppe und jeder Person entschuldigen, die davon betroffen war". Es könne einige Tage dauern, bis der Betrieb wieder normal laufe.
Laut dem Cybersicherheitsexperten Junade Ali vom britischen Ingenieur- und Technologieverband ist das Ausmaß des Ausfalls "beispiellos". Die Panne werde "zweifellos in die Geschichte eingehen". Ihm zufolge gab es eine ähnliche folgenschwere Störung zuletzt 2017.