Statt Weihnachtsmarkt Pop-Up-Budenzauber in Berlin
Die traditionellen Weihnachtsmärkte fallen in diesem Jahr aus. In Berlin gibt es zumindest eine kleine Alternative. Auch wenn Budenbesitzer wenig Geschäft machen - manchen geht es ums Prinzip.
Wo sich normalerweise Bude an Bude reiht und in der Luft der Duft von gebrannten Mandeln liegt, ist dieses Jahr alles leer. Mit dem verlängerten Teil-Lockdown bis zum 10. Januar ist nun endgültig klar: Weihnachtsmärkte dürfen auch kurz vor dem Fest nicht öffnen. Aber ohnehin hätte sich das für die wenigen Tage nicht mehr gelohnt, wie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft City Berlin, Klaus-Jürgen Meier, tagesschau.de sagt. Er vertritt die Interessen der Gewerbetreibenden.
Enorme Einnahmeausfälle durch Lockdown
Der Verband der Schausteller geht entsprechend von hohen Umsatzeinbußen aus. Alleine die bereits getätigten Aufwendungen, die Buden- und Marktbetreiber in der Hoffnung darauf getätigt haben, dass der Teil-Lockdown bereits am 30. November endet, seien enorm: "Das fängt ja schon beim Marketing an und geht bis zum Lichtdesign, was da schon alles geplant wurde", sagt ihr Vorsitzender Michael Rode tagesschau.de.
Ihnen wollte der Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nun etwas entgegen kommen. "Daher hatten wir die Idee, zumindest in ganz kleinem Rahmen ein bisschen Budenzauber zu ermöglichen", so der Bezirksstadtrat Arne Herz (CDU).
Noch ist nicht viel los auf dem dezentralen Berliner Weihnachtsmarkt.
Glühwein nur "to go"
Ähnlich wie die saisonalen Pop-Up-Buden sollen sich die Aussteller im Bezirk verteilen dürfen. "Wir schätzen, dass sich in etwa wie die Erdbeerstände im Sommer 20 bis 25 kleinere Buden mit Glühwein, weihnachtlichen Süßigkeiten oder Handwerksartikeln im Bezirk an verschiedenen Stellen aufbauen können."
Standorte sind unter anderem der Kurfürstendamm, der Breitscheidplatz und die Wilmersdorfer Straße. "Wir machen keine Vorgaben, was verkauft wird. Auch sind die Buden nicht auf die Fläche der eigentlichen Weihnachtsmärkte beschränkt. Die Stände dürfen nur keinen echten Markt-Charakter haben und müssen ordnungsrechtlich von Polizei und Feuerwehr geprüft werden."
Den Glühwein darf es daher nur "to go" geben. Um die Abstände einhalten zu können, dürfen zudem maximal zwei Buden nebeneinander stehen. "Immerhin gibt es so einzelne weihnachtliche Farbtupfer im Bezirk, und die großen Plätze wirken nicht ganz so karg in dieser Zeit", so Herz.
Weihnachtsmarkt unter Corona-Bedingungen: Den Glühwein darf man nicht am Stand trinken, sondern muss ihn mitnehmen.
Auch in anderen Bundesländer gibt es Ideen
Der dezentrale Weihnachtsmarkt sei in dieser organisierten Form in dem Berliner Bezirk noch einmalig, sagt Herz. "Doch ich habe schon interessierte Anfragen der Kollegen in der Stadt bekommen, die sicherlich in anderen Bezirken ähnliches ermöglichen werden", schätzt der CDU-Mann.
Aber nicht nur in Berlin machen sich Politik, Schausteller und Interessenverbände Gedanken. Der Deutsche Städtetag kennt Ankündigungen ähnlicher Konzepte aus anderen Großstädten wie Hamburg, Bayreuth oder Düsseldorf. In Landshut gibt es sogar einen Drive-In-Weihnachtsmarkt.
Vorbeifahren und kaufen: In Landshut wird nicht über den Markt gebummelt, sondern gefahren.
Einzelne "weihnachtliche Flecken" in der Stadt
Am Berliner Breitscheidplatz haben sich auf die gesamte Fläche eine Handvoll Buden verteilt. Sie verkaufen gezuckerte Früchte, Glühwein oder Würstchen - in großem Abstand voneinander. Doch so richtig will das Geschäft an diesem Tag nicht in Fahrt kommen. "Wir haben seit heute Morgen zehn Uhr gerade einmal zwei Euro eingenommen", beklagt ein Budenverkäufer.
"Wir machen das nicht hauptsächlich wegen des Geldes", sagt Verbandsleiter Roden. Die Zusage des Bundes, 75 Prozent des Vorjahresumsatzes zu erstatten, sei schon eine große Hilfe. "Es geht vor allem darum, Präsenz zu zeigen. Vor allem an so einem Ort wie dem Breitscheidplatz". Hier kam es vor vier Jahren zu einem tödlichen Terroranschlag. Ein Zeichen, dass man auch dieses Jahr trotz Corona da sei - das sei hier besonders wichtig.