Papiere fanden zu wenig Abnehmer Deutschland bleibt auf Anleihen sitzen
Zehnjährige Staatsanleihen im Wert von sechs Milliarden Euro wollte Deutschland verkaufen - und scheiterte dabei. Für mehr als ein Drittel der Papiere fand sich kein Abnehmer. Während Bund und Europäische Zentralbank versuchten, die Bedeutung zu relativieren, reagierten einige Analysten deutlich besorgter.
Die Bundesregierung ist mit dem Versuch gescheitert, sechs Milliarden Euro an Kredit aufzunehmen. Die Anleger boten nicht einmal 3,9 Milliarden Euro, so dass für 35 Prozent des angebotenen Volumens die Nachfrage fehlte. Regierung und Europäische Zentralbank (EZB) bemühten sich, Zweifel an der Fähigkeit Deutschlands zu zerstreuen, sich ausreichend Geld am Kapitalmarkt zu beschaffen. "Das Ergebnis der heutigen Auktion spiegelt das äußerst nervöse Marktumfeld wider", sagte ein Sprecher der für das Schuldenmanagement des Bundes zuständigen Finanzagentur. Das Ergebnis bedeute "keinerlei Refinanzierungsengpass für den Bundeshaushalt".
"Es ergibt sich daraus überhaupt kein Problem", sagte auch der Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble. EZB-Vizepräsident Vitor Constanzio betonte, er hege keine Zweifel an der Refinanzierung.
"Misstrauensvotum gegen die Euro-Zone"
Die schwache Nachfrage nach den zehnjährigen Papieren ist für deutsche Verhältnisse sehr ungewöhnlich. "Dass Deutschland einen so hohen Anteil einer Auktion nicht an den Markt bringen kann, habe ich noch nicht erlebt", sagte Rudolph Hessler vom Bankhaus HSBC Trinkaus. "Es ist besorgniserregend, dass die beste Bonität Europas sich nicht im geplanten Umfang refinanzieren konnte", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Wir werten das als Misstrauensvotum gegen die Euro-Zone."
Eine weit weniger dramatische Erklärung ist, dass sich Investoren in den vergangenen Wochen schon so fleißig mit deutschen Staatsanleihen eingedeckt haben, dass sie einfach eine Pause einlegen wollten. Gerade die Banken hätten derzeit ihre Anlagevolumen eingeschränkt und hielten sich zurück, sagte Michael Krautzberger von der Fondsgesellschaft Blackrock.
Die Rendite der neuen Anleihe lag bei nach wie vor sehr niedrigen 1,98 Prozent. In den vergangenen Monaten hatten deutsche Anleihen gerade in der Schuldenkrise als sicherer Hafen gegolten. Durch die starke Nachfrage waren die Renditen für deutsche Papiere immer weiter gesunken.