Bitkom legt Zahlen vor 206 Milliarden Euro Schaden durch Cyberkriminalität
Durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten sowie durch Industriespionage und Sabotage entstehen der deutschen Wirtschaft dieses Jahr 206 Milliarden Euro Schaden. Das ergab eine Bitkom-Umfrage. Immer mehr Attacken kommen aus Russland und China.
Laut einer Studie des Digital-Branchenverbands Bitkom haben Cyberangriffe, die der Organisierten Kriminalität zugeschrieben werden, deutlich zugenommen. Die Attacken auf deutsche Unternehmen sind zunehmend bandenmäßig organisiert.
61 Prozent der betroffenen Unternehmen sehen die Täter in diesem Bereich, wie aus der Umfrage unter mehr als 1000 Firmen aus allen Branchen hervorgeht. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 51 Prozent, vor zwei Jahren sogar nur bei 29 Prozent.
52 Prozent fühlen sich durch Angriffe in Existenz bedroht
Erstmals fühlten sich 52 Prozent der Betriebe durch Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Die deutsche Wirtschaft ist ein hoch attraktives Angriffsziel für Kriminelle und uns feindlich gesonnene Staaten", erklärte er. Die Grenzen zwischen Organisierter Kriminalität und staatlich gesteuerten Akteuren seien dabei fließend. Die Gesamtschäden durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, durch digitale und analoge Industriespionage sowie durch Sabotage werden für dieses Jahr auf 206 Milliarden Euro beziffert. Damit liege der Schaden zum dritten Mal in Folge über der Marke von 200 Milliarden Euro, sagte Wintergerst (2022: 203 Milliarden Euro, 2021: 223 Milliarden Euro).
Er forderte eine Meldepflicht für Firmen im Fall von Cyberangriffen. 82 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten häufiger angegriffen wurden.
Immer mehr Angriffe aus Russland und China
Immer mehr Angriffe kommen laut Bitkom aus Russland und China. Dies decke sich mit den Erkenntnissen des Verfassungsschutzes, sagte der Vizepräsident des deutschen Inlandsgeheimdienstes, Sinan Selen, bei der Vorstellung der Umfrage. Es sei mittlerweile möglich, die Urheberschaft von Angriffen trotz des Versuchs der Kaschierung mit großer Sicherheit festzustellen.
Bitkom-Präsident Wintergerst verwies darauf, dass es gerade bei der Organisierten Kriminalität aber eine zunehmende Arbeitsteilung von Akteuren in verschiedenen Ländern bei Angriffen gebe. "Cybercrime als Service nimmt zu", sagte er. Allerdings sagen 51 Prozent der Firmen, dass sich die Befürchtung massiver Cyberangriffe im Zuge des Ukraine-Krieges nicht bewahrheitet hätten. Dagegen befürchten 61 Prozent, dass die von China ausgehende Gefahr unterschätzt werde.
75 Prozent der befragten Firmen halten die Sicherheitsbehörden gegen Angriffe aus dem Ausland für machtlos. Dem widersprachen Selen und Wintergerst. Die Infrastruktur in den USA oder Frankreich etwa sei ähnlich gefährdet wie in Deutschland, die Abwehrkompetenz in Deutschland vergleichsweise gut. Beide warnten Unternehmen davor, auf Erpressungsversuche von Cyberangreifern einzugehen.