Commerzbank zahlt nur noch die Hälfte für Dresdner Bank Schnäppchenpreis in Krisenzeiten
Die Commerzbank übernimmt die Dresdner Bank bereits im Januar vollständig - zu einem deutlich niedrigeren Preis. Kurioserweise profitiert sie von ihrem abgestürzten Aktienkurs - und vom Rettungspaket des Bundes, das sie als erste große Privatbank in Anspruch genommen hatte.
Die Commerzbank zieht die Komplett-Übernahme der Dresdner Bank um ein halbes Jahr vor und spart dabei gut viereinhalb Milliarden Euro. Wie die Commerzbank mitteilte, kauft sie die restlichen 40 Prozent an der Dresdner Bank von deren bisherigem Eigentümer Allianz schon im Januar 2009. Der Münchener Versicherungsriese bekommt für diesen 40-Prozent-Anteil statt Commerzbank-Aktien - wie bisher vereinbart - nun 1,4 Milliarden Euro in bar.
Insgesamt zahlt das Frankfurter Geldhaus damit nur noch etwas mehr als fünf Milliarden Euro für die Verluste schreibende Dresdner Bank. Im September hatten sich Allianz und Commerzbank noch auf einen Preis von knapp zehn Milliarden Euro geeinigt. Ursprünglich sollte die Commerzbank im Januar gut 60 Prozent an der Dresdner Bank übernehmen und die restlichen Anteile in der zweiten Jahreshälfte 2009.
Schnäppchenpreis dank Aktienabsturz
An den Börsen war in den vergangenen Wochen immer wieder spekuliert worden, die Übernahme könnte wegen eventueller Finanzierungsschwierigkeiten durch die Finanzmarktkrise doch noch platzen. In Folge dessen fiel der Commerzbank-Kurs deutlich. Kurioserweise profitiert die Commerzbank nun vom Sinken ihres Aktienkurses: Für den zweiten Teil des Kaufs sollte die Allianz nach der bisherigen Vereinbarung rund 150 Millionen Aktien der Commerzbank erhalte. Damals lag der Kurs für die Papiere allerdings bei etwa 20 Euro. Inzwischen verloren die Aktien rund zwei Drittel ihres Werts - der Allianz, die für die ersten 60 Prozent 3,2 Milliarden Euro in bar und 163,5 Millionen Aktien erhalten hatte, schienen nun 1,4 Milliarden in bar attraktiver. Weil die Commerzbank einen größeren Teil als vereinbart in bar bezahlt, wird die Allianz künftig nur 18,4 Prozent an dem neu entstehenden Bankenriesen halten.
Die Übernahme war ursprünglich in zwei Schritten vereinbart worden, weil die Commerzbank als zu kapitalschwach galt, den Kauf auf einmal zu stemmen. Doch Anfang des Monats besorgte sie sich vom Staat über den Rettungsfonds 8,2 Milliarden Euro frisches Kapital. Und Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte bereits damals betont, die staatliche Finanzspritze sei nicht an eine bestimmte Verwendung gebunden. Die Börsen reagierten positiv auf die neue Vereinbarung: Die Aktien beider Unternehmen stiegen deutlich.
Allianz hatte ursprünglich 24 Milliarden bezahlt
Die neue Commerzbank wird nach der Vereinigung mit der Dresdner Bank rund zwölf Millionen Privatkunden in Deutschland und etwa 100.000 Firmenkunden betreuen. Die Bilanzsumme addiert sich - die Werte von 2007 zusammengerechnet - auf 1,12 Billionen Euro. Die Commerzbank hatte bereits angekündigt, dass im Zuge der Übernahme rund 9000 Arbeitsplätze wegfallen werden, 6500 davon in Deutschland. Mehrere hundert Filialen sollen geschlossen werden.
Die Allianz beendet mit dem Verkauf der Dresdner Bank ein siebenjähriges Engagement, das sie Milliardensummen kostete und die Erwartungen nie erfüllte. Die Allianz hatte die ehemalige Nummer zwei unter den deutschen Banken 2001 für 24 Milliarden Euro gekauft mit der Vision, einen Allfinanzkonzern zu schaffen. Nun musste sie die Bank für weniger als ein Viertel des damaligen Kaufpreises wieder abgeben.