Mai 2010 Gigantische Summen stützen den Euro und Griechenland
Die Hilfspakete für den Euro und für Griechenland sind geschnürt. Die EU-Staaten stellen Hilfen und Bürgschaften in dreistelliger Milliardenhöhe bereit - allein Deutschland muss weit über 100 Milliarden Euro schultern. In Deutschland passieren die Hilfen alle Genehmigungsverfahren - doch der Erfolg ist noch ungewiss.
01. Mai 2010: Bundeskanzlerin Merkel begrüßt die geplante Bankenbeteiligung an den Griechenland-Hilfen.
02. Mai 2010: Am Morgen informiert der griechische Ministerpräsident seine Landsleute über das Sparpaket, auf das sich die Regierung mit dem IWF geeinigt hat. Abends stimmen dann die Euro-Finanzminister dem Hilfspaket für Griechenland zu.
03. Mai 2010: Das Bundeskabinett stimmt den Hilfen für Griechenland zu. Bundeskanzlerin Merkel verspricht den Bundesbürgern: "Wir schützen Ihr Erspartes."
04. Mai 2010: In Athen und andernorts in Griechenland wird gestreikt. In Berlin beschließt das Bundeskabinett, mit welchen Maßnahmen der Euro wieder sicher gemacht werden soll. Darunter ist auch ein Insolvenzrecht für Staaten. Die Banken vereinbaren tatsächlich eine Beteiligung an der Griechenland-Hilfe mit Finanzminister Schäuble. Der Umfang ist aber nicht klar.
05. Mai 2010: Bei Protesten gegen das Sparpaket werden in Athen drei Menschen getötet. Die EU-Kommission meldet: Noch nie waren die Staatsdefizite in der EU so hoch.
06. Mai 2010: Das Athener Parlament stimmt dem umstrittenen Sparpaket zu. Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Sarkozy appellieren in einem gemeinsamen Brief für schärfere Kontrollen im Euro-Raum.
07. Mai 2010: Bundestag und Bundesrat verabschieden das Gesetz zur Griechenland-Hilfe. Bundespräsident Köhler unterzeichnet das Gesetz kurz darauf.
08. Mai 2010: Als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) bis 2014 mit weiteren Milliardendefiziten. Die EU-Kommission will künftig stärker in die Haushaltsplanungen der Euro-Länder eingreifen. Das Bundesverfassungsgericht lehnt einen Eilantrag gegen die Griechenland-Hilfe ab. Auf einem Sondergipfel sagen die Euro-Länder Spekulanten den Kampf an.
10. Mai 2010: EU und IWF beschließen ein 750-Milliarden-Paket zur Stützung des Euros. Die deutschen Exporte legen erneut kräftig zu. Das deutsche Gastgewerbe verzeichnet mehr Übernachtungen.
11. Mai 2010: Die Bundesregierung bringt den deutschen Anteil am Rettungspaket für den Euro auf den Weg. Die Staatsverschuldung steigt durch die Bankenrettung nominal um fast 100 Milliarden Euro.
12. Mai 2010: Die deutsche Wirtschaft nimmt ungeachtet des langen Winters zum Jahresbeginn wieder etwas Fahrt auf. Die EU-Kommission stellt Pläne vor, die Haushalte der Mitgliedsstaaten strenger zu überwachen, und stößt dabei auf heftigen Widerstand. Zwei weitere Ex-Manager der isländischen Kaupthing-Bank werden verhaftet. Deutsche-Bank-Chef Ackermann weist vor Gericht jede Verantwortung für die Schieflage der IKB-Bank zurück. Spanien verschärft sein Sparprogramm drastisch. Griechenland erhält vom IWF die ersten 5,5 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket. Die großen Gewerkschaften des Landes kündigen einen weiteren Generalstreik an.
13. Mai 2010: Finnland stimmt der Griechenland-Hilfe zu.
14. Mai 2010: Während der Schweizer Franken immer neue Höchststände erreicht, fällt der Euro auf ein 18-Monats-Tief. EZB-Chef Trichet sieht Deutschland in einer besonderen Rolle bei der Konsolidierung der Gemeinschaftswährung. Der US-Senat will die Ratingagenturen entmachten.
17. Mai 2010: Der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit 2006, während gleichzeitig der Goldpreis auf ein Rekordniveau steigt. Der Opel-Mutterkonzern General Motors meldet den ersten Quartalsgewinn seit 2007. Im Vorfeld der Bundestagsentscheidung über den Euro-Rettungsschirm streiten die Parteien heftig über parallele Forderungen nach Reformen der Finanzmärkte, insbesondere über die Finanztransaktionssteuer.
18. Mai 2010: Die deutsche Finanzaufsicht BaFin verbietet ungedeckte Leerverkäufe wichtiger Finanzaktien und Staatsanleihen von Ländern der Eurozone. Die schwarz-gelbe Koalition einigt sich auf die gemeinsame Forderung nach einer Finanzmarktsteuer. Die EU-Finanzminister wollen die Hedgefonds besser kontrollieren und zu mehr Transparenz zwingen.
19. Mai 2010: Bundeskanzlerin Merkel fordert in einer Regierungserklärung eine neue Stabilitätskultur in der Europäischen Union und sagt zu, sich auf europäischer und internationaler Ebene für eine Finanzmarktsteuer einzusetzen.
20. Mai 2010: In Griechenland legt ein Generalstreik gegen das Sparprogramm der Regierung erneut das öffentliche Leben weitgehend lahm.
21. Mai 2010: Bundestag und Bundesrat billigen die deutsche Beteiligung am milliardenschweren Euro-Schutzschirm, der Kredithilfen in Höhe von bis zu 750 Milliarden Euro ermöglicht. General Motors einigt sich mit der Opel-Belegschaft auf einen Lohnverzicht von 265 Millionen Euro pro Jahr als Beitrag zur Sanierung des Unternehmens. Der Bankenrettungsfonds SoFFin meldet für 2009 einen Verlust von knapp 4,3 Milliarden Euro.
24. Mai 2010: Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert Spanien zu tiefgreifenden Wirtschaftsreformen und strenger Haushaltsdisziplin auf. Die neue britische Regierung kündigt massive Einsparungen an.
25. Mai 2010:Thüringen beschließt als erstes Bundesland staatliche Kreditgarantien für Opel. Im Ringen um die Karstadt-Rettung gibt die Stadt Köln als letzte Kommune ihre Zustimmung zum geforderten Verzicht auf mögliche Gewerbesteuereinnahmen aus dem Sanierungsverfahren. Italien will in nur zwei Jahren wieder die Stabilitätskriterien des Euro erfüllen. Die Regierung beschließt ein Sparprogramm, dessen Details aber noch unklar sind.
26. Mai 2010: Die OECD rechnet für dieses Jahr mit 1,9 Prozent Wachstum in Deutschland. Im kommenden Jahr sollen es sogar 2,1 Prozent werden. Etwas weniger optimistisch zeigen sich die Verbraucher - der GfK-Konsumklimaindex sinkt.
27. Mai 2010: Spaniens Parlament stimmt mit knapper Mehrheit für ein drastisches Sparpaket.
28. Mai 2010: Auch das Konsortium Highstreet legt ein Angebot für Karstadt vor. Der Gläubigerausschuss der insolventen Kaufhauskette verlängert die Frist für den Kaufvertrag rneut - diesmal bis zum 7. Juni. Die Ratingagentur Fitch stuft die Kreditwürdigkeit Spaniens von der Bestnote AAA um eine Stufe auf AA+ herab.
29. Mai 2010: Für Karstadt gibt es einen vierten Kaufinteressenten: ein russisches Konsortium.
31. Mai 2010: In Rumänien protestieren Staatsbedienstete gegen massive Lohnkürzungen - Teil eines radikalen Sparprogramms der Regierung. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone stieg im Mai auf den höchsten Stand seit Ende 2008.