August 2012 Draghi ist bei Staatsanleihen bedingt kaufbereit
EZB-Chef Draghi ist unter Bedingungen bereit, wieder Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen. Der Leitzins bleibt unterdessen auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,75 Prozent. SPD-Chef Gabriel vollzieht eine Kehrtwende. Er ist jetzt für eine gemeinsame Schuldenhaftung bei scharfen Kontrollen.
01. August 2012: Frankreich führt eine Finanztransaktionssteuer ein. Griechenland sagt erneut Einsparungen in seinem Haushalt zu. Nobelpreisträger Paul Krugman drängt Kanzlerin Merkel zu einer Abkehr vom Sparkurs.
02. August 2012: Die Europäische Zentralbank bleibt dabei: Sie erwägt grundsätzlich, weitere Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten zu kaufen. Der Leitzins bleibt bei 0,75 Prozent. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's zweifelt im Gegensatz zu Moody's nicht an der Entwicklung der deutschen Kreditwürdigkeit.
03. August 2012: Die Ratingagentur Moody's stuft Slowenien herab. Spanien kündigt Einsparungen im Haushalt über 102 Milliarden Euro an.
05. August 2012: Italiens Premier Monti warnt vor einem Auseinanderbrechen Europas. Der bayerische Finanzminister Söder fordert einen Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone noch in diesem Jahr. Die Troika ist dagegen vorläufig zufrieden mit den griechischen Anstrengungen.
06. August 2012: SPD-Chef Gabriel fordert eine Kehrtwende bei der Euro-Rettung. Monti gerät wegen seiner Aussagen zu den Mitspracherechten der Parlamente in die Kritik.
07. August 2012: Eurogruppenchef Juncker hält einen möglichen griechischen Euro-Austritt für "beherrschbar" - wenn auch nicht für wünschenswert. Italiens Ministerpräsident Monti relativiert seine Äußerungen zu Parlamentsrechten in der Euro-Krise. SPD-Chef Gabriel bekommt für seinen Vorstoß vom Vortag Lob und Kritik.
08. August 2012: Die Ratingagentur Standard & Poor's senkt den Ausblick für die griechische Kreditwürdigkeit von "stabil" auf "negativ". Die Konkurrenz von Fitch bleibt beim Toprating und "stabilen" Aussichten für Deutschland.
09. August 2012: Griechenland meldet erstmals seit mehr als drei Jahren gestiegene Produktionszahlen.
10. August 2012: Deutschland weist EU-weit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit aus. Die Inflationsrate in Deutschland bleibt auch im Juli deutlich unter zwei Prozent.
11. August 2012: Nach SPD-Chef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier spricht sich mit Peer Steinbrück auch das dritte Troika-Mitglied für eine Schuldenunion aus.
13. August 2012: Deutschland wird 2012 laut einer OECD-Prognose weltweit den größten Handelsüberschuss haben.
14. August 2012: Das deutsche BIP ist im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten um 0,3 Prozent gewachsen - in vielen anderen Euro-Ländern sieht es klar schlechter aus. Griechenland besorgt sich an den Geldmärkten frisches Geld und sichert so eine Rückzahlung an die EZB.
15. August 2012: Eine neue Statistik für 2011 zeigt, dass 7,4 Millionen Menschen in Deutschland gerne mehr arbeiten würden - neben den offiziell Arbeitslosen handelt es sich unter anderem um die stille Reserve und Beschäftigte mit Teilzeitstellen.
16. August 2012: Griechenland verlangt laut Medienberichten für die Umsetzung seiner Sparvorgaben nun vier Jahre mehr Zeit - die Bundesregierung lehnt substanzielle Änderungen der vereinbarten Auflagen ab.
17. August 2012: Der finnische Außenminister Tuomioja fordert die Euro-Staaten auf, sich auf das Szenario eines Zerfalls der Eurozone vorzubereiten.
20. August 2012: Die Bundesbank teilt mit, dass es für die geplanten neuen Anleihekäufe der EZB womöglich keine Begrenzung geben wird. Der Benzinpreis in Deutschland erreicht ein neues Allzeithoch.
21. August 2012: Die Europäische Zentralbank gibt die Schaffung von 40 neuen Arbeitsplätzen bekannt, um die Aufgaben im Zuge der Euro-Rettung besser bewältigen zu können. Der Euro-Rettungsfonds EFSF leiht sich bei Investoren 1,5 Milliarden Euro und muss dafür keine Zinsen zahlen, sondern kassiert sogar eine Prämie.
22. August 2012: Das Bundeskabinett bringt die Umsetzung von Basel III auf den Weg. Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras bittet kurz vor seinem geplanten Besuch in Berlin erneut um mehr Zeit für Reformen.
23. August 2012: Der deutsche Staat macht im ersten Halbjahr einen Milliarden-Überschuss. Die Bundesregierung lehnt Erleichterungen für Griechenland bei den vereinbarten Formen auch nach dem Versprechen von Ministerpräsident Antonis Samaras, alle Kredite zurückzuzahlen. Ungeachtet der nachlassenden Konjunktur steigen die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen im ersten Halbjahr erneut.
24. August 2012: Keine neuen Zusagen: Ein Treffen Samaras' mit Kanzlerin Merkel bleibt ergebnislos.
25. August 2012: CSU-Generalsekretär Dobrindt sieht Athen 2013 "außerhalb der Eurozone". Der griechische Premier Samaras erhält auch in Frankreich keine neuen Zusagen.
26. August 2012: CSU-Generalsekretär Dobrindt legt nach: Er wirft EZB-Chef Draghi vor, die Notenbank zu missbrauchen. Draghi werde zum "Falschmünzer Europas".
27. August 2012: Dobrindt gerät wegen seiner Aussagen unter Druck - auch aus den eigenen Reihen. Unternehmen ändern wegen der Eurokrise ihre Verkaufsstrategie - sie produzieren für Südeuropa kleinere Portionen.
28. August 2012: Trotz zunehmender Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft sind die Deutschen laut GfK-Konsumklimaindex weiterhin in Kauflaune. Der Druck auf Spanien und Italien lässt etwas nach: Bei Anleihe-Auktionen müssen beide Staaten deutlich niedrigere Zinsen bezahlen. Die griechische Regierung meldet eine Einigung auf ein neues Sparpaket.
29. August 2012: Die griechische Regierung rudert zurück: Eine "grundsätzliche" Einigung gebe es, aber noch "zu klärende Details". Kanzlerin Merkel lobt Italiens Regierungschef Monti für die Reformen des Landes. Steigende Benzin- und Heizölpreise lassen in Deutschland die Inflationsrate steigen.
30. August 2012: Die Arbeitslosenzahl in Deutschland steigt im August wieder knapp über die Marke von 2,9 Millionen. Italien leiht sich an den Kapitalmärkten mehr als sieben Milliarden Euro und muss den niedrigsten Zins seit März zahlen. Deutschland steigert zwar seine Exporte im ersten Halbjahr deutlich, die Ausfuhren in die Euro-Zone sinken aber - vor allem in die Krisenländern Portugal, Spanien, Griechenland und Italien.
31. August 2012: Eurostat meldet eine Rekordarbeitslosigkeit in der Eurozone - mehr als 18 Millionen Menschen suchen demnach einen Job. Die spanische Regierung gibt grünes Licht für die Einrichtung einer Bad Bank.