April 2010 Griechenlandkrise spitzt sich zu
Weltweit entwickelt sich die Wirtschaft überraschend freundlich. Für den IWF Grund für eine eindringliche Warnung vor zu viel Optimismus: "Wir sind noch nicht über den Berg", sagte IWF-Chef Strauss-Kahn. Und wie um ihm Recht zu geben eskaliert die Krise in Griechenland.
05. April 2010: Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt angesichts der weltweit überraschend freundlichen Wirtschaftsentwicklung vor zu viel Optimismus. "Wir sind noch nicht über dem Berg", sagte IWF-Chef Strauss-Kahn.
07. April 2010: Katerstimmung nach dem Abwrackrausch - die Autohändler versuchen der Misere mit einer Rabattschlacht zu entkommen. In Griechenland ist ein Beraterstab des Internationalen Währungsfonds eingetroffen, um der Regierung dabei zu helfen, den Staatshaushalt wieder in den Griff zu bekommen.
08. April 2010: Das Landgericht München verweist die Klage von ehemaligen Aktionären der maroden HRE an den Europäischen Gerichtshof. Dort soll geprüft werden, ob der Bund bei der Kapitalerhöhung im Juni gegen europäisches Recht verstoßen hat.
09. April 2010: Die deutschen Exporte legen um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Das ist der kräftigste Zuwachs seit acht Monaten.
10. April 2010: Chinas Wirtschaft boomt ungebrochen. Doch die Importe nehmen schneller zu als die Exporte. Erstmals seit sechs Jahren verzeichnet das Land ein Handelsdefizit.
11. April 2010: Die Euroländer einigen sich auf die Details eines Rettungspakets für Griechenland. Kernpunkte: Bilaterale Kredite in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro.
12. April 2010: Das Hilfspaket zeigt erste Wirkung: Die Zinsen für griechische Anleihen sinken, der Eurokurs steigt. Eine Untersuchungskommission erhebt im Zusammenhang mit den isländischen Bankenzusammenbrüchen schwere Vorwürfe gegen die damalige Führung des Landes. Die Karstadt-Gläubiger stimmen den Plänen des Insolvenzverwalters zu.
13. April 2010: Griechenland kann problemlos neue Anleihen am Markt platzieren, muss aber dafür relativ hohe Zinsen anbieten.
14. April 2010: Der Chiphersteller Intel und die US-Großbank JPMorgan Chase melden deutlich steigende Gewinne. EU-Kommissar Rehn meldet Zweifel an der portugiesischen Haushaltssanierung an und kündigt an, sich um deutlich mehr Kompetenzen der EU bei der Überwachung der Haushalte aller Mitgliedsländer zu bemühen.
15. April 2010: In ihrem Frühjahrsgutachten kritisieren die führenden Forschungsinstitute die Politik der Bundesregierung und das Rettungspaket für Griechenland. Für das laufende Jahr rechnen sie mit 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum.
16. April 2010: Die Euro-Finanzminister bereiten das Rettungspaket für Griechenland vor. AMD und Google melden steigende Gewinne.
17. April 2010: Eines der einflussreichsten Geldhäuser der Welt soll Anleger betrogen haben: Die US-Börsenaufsicht SEC klagt die US-Großbank Goldman Sachs an. Arbeits- und Wirtschaftsministerium einigen sich beim Thema Kurzarbeit: Ein Kompromiss sieht vor, dass die Befreiung von Sozialabgaben um 15 Monate statt um 18 Monate verlängert wird.
19. April 2010: Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin prüft die Betrugsvorwürfe gegen die US-Bank Goldman Sachs. US-Präsident Obama könnten die Vorwürfe in die Hände spielen: Er will mit schärferen Regeln die Finanzmärkte unter Kontrolle bringen. Die in der Finanzkrise schwer gebeutelte US-Großbank Citigroup schreibt wieder Milliardengewinne.
20. April 2010: Die US-Bank Goldman Sachs verdoppelt ihren Gewinn im ersten Quartal. Ungemach droht aus Großbritannien: Denn auch die britische Finanzaufsicht nimmt die Bank wegen Betrugs ins Visier. Der ZEW-Index steigt erstmals seit sechs Monaten wieder. Daimler hakt das Krisenjahr ab und streicht im ersten Quartal einen Milliardengewinn ein.
21. April 2010: Das Bundeskabinett beschließt die die weitere finanzielle Förderung der Kurzarbeit. Die Bundesregierung legt ihre Frühjahrsprognose vor: Sie erwartet 1,4 Prozent Wachstum in diesem Jahr und 2011 noch einmal 1,6 Prozent. Der Internationale Währungsfonds IWF korrigiert seine diesjährige Wachstumsprognose für Deutschland leicht um 0,3 Punkte auf 1,2 Prozent nach unten.
22. April 2010: Das Europäische Statistikamt rechnet vor, dass sich das griechisches Staatsdefizit 2009 auf 13,6 Prozent der Wirtschaftsleistung beläuft - und damit größer ist als bisher bekannt. Allerdings ist die irische Neuverschuldung noch höher als die griechische, wie aus den Statistiken hervorgeht.
23. April 2010: Griechenland bittet bei EU und IWF um Finanzhilfe. Das Hilfspaket für Griechenland wird beschlossen.
25. April 2010: Erste Befürchtungen, dass 45 Milliarden Euro für Griechenland nicht ausreichen könnten.
26. April 2010: In Deutschland kocht die innenpolitische Debatte um Hilfen für Griechenland noch einmal hoch - und Kanzlerin Merkel stellt Bedingungen an Athen.
27. April 2010: Die Ratingagentur "Standard & Poor's" stuft die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf "Ramsch" zurück. Griechenlands Finanzminister Papakonstaniou erklärt daraufhin, es sei für sein Land nun unmöglich, frisches Geld aufzunehmen.
28. April 2010: In Washington kämpft das Bankhaus Goldman Sachs derweil um seinen guten Ruf. Ihm wird vorgeworfen, die Finanzkrise mit verursacht zu haben. Im US-Senat musste der Führungszirkel des Wall-Street-Hauses Rede und Antwort stehen. Portugal legt ein Sparprogramm auf - um nicht so zu enden wie Griechenland. Die Summen, die Griechenland in diesem Jahr zu einer Abwendung der Staatspleite benötigt, scheinen immer größer zu werden: Grünen-Fraktionschef Trittin sprach sogar von über drei Jahre verteilt bis zu 120 Milliarden Euro. Die Ratingagentur Standard & Poor's stuft auch die Bonität Spaniens herab. Finanzminister Schäuble verteidigt die Kredite. Der Wirtschaftsexperte Flassbeck wirft der Bundesregierung katastrophales Krisenmanagement vor.
29. April 2010: Der Frühling sorgt in diesem Monat für mehr Beschäftigung in Deutschland: Die Arbeitslosenzahlen sind deutlich gesunken. Die Oppositionsparteien kündigen, dass sie ein Eilverfahren für die schnelle Griechenland-Hilfe im Bundestag mittragen werden. Griechenland hat derweil seine Sparpläne noch einmal verschärft.
30. April 2010: Medienberichten zufolge ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen die US-Großbank Goldman Sachs. Die Ratingagentur Standard & Poor's verteidigt sich gegen Kritik. Die SPD-geführten Länder fordern Nachbesserungen am Nothilfegesetz für Griechenland. Es wird bekannt, dass sich deutsche Banken, Versicherer und Industriefirmen mit freiwilligen Hilfen an einem Rettungspaket für Griechenland beteiligen wollen. Ein Blick in die europäischen Nachbarländer zeigt, dass dort die Griechenland-Hilfe zum Teil ganz anders diskutiert wird.