Dezember 2008 Autokonzerne mit herben Problemen
Neue Konjunkturprognosen zeichnen ein düsteres Bild. Vor allem die Autokonzerne geraten immer tiefer in die Krise. Während die deutschen Hersteller die Produktion drosseln, kämpfen die US-Autobauer um ihre Existenz, die sie mit Staatsgeldern sichern wollen.
Neue Konjunkturprognosen zeichnen ein düsteres Bild. Vor allem die Autoindustrie gerät immer tiefer in die Krise. Während die deutschen Hersteller die Produktion drosseln, kämpfen die US-Autokonzerne um ihre Existenz, die sie mit Staatsgeldern sichern wollen.
01. Dezember 2008: Der Abschwung beschleunigt sich: Die Maschinenbauer in Deutschland müssen Aufragseinbrüche hinnehmen, vor allem die sinkende Auslandsnachfrage macht den Unternehmen zu schaffen.
02. Dezember 2008: Noch nie seit der Wiedervereinigung sind in einem November so wenige Autos verkauft worden in diesem Jahr: Die Neuzulassungen brechen um 18 Prozent ein. Bei der angeschlagenen BayernLB wird jede vierte Stelle gestrichen, 5.600 Mitarbeiter müssen gehen. Der Sparkasse Washington Mutual wird vom neuen Eigentümer JP Morgan Chase ein Sparprogramm verordnet, dem 9200 Jobs zum Opfer fallen.
03. Dezember 2008: Die angeschlagenen US-Autobauer bitten in einem zweiten Anlauf erneut um Milliardenhilfen vom Staat. Angesichts der Krise zeigt sich die sonst wenig konziliante Gewerkschaft United Auto Workers zu Einschnitten bereit. In Deutschland arbeitet die Große Koalition laut Zeitungsberichten an einem zweiten Konjunkturprogramm. Diskutiert wird auch die Ausgabe von Konsumgutscheinen an alle Bürger.
04. Dezember 2008: Mit den Stimmen der Großen Koaliton beschließt der Bundestag das Konjunkturpaket der Bundesregierung. In Frankreich stellt Präsident Sarkozy seine Pläne für ein Konjunkturprogramm vor. Nach massiven Verlusten infolge der Finanzmarktkrise baut die Großbank Credit Suisse weltweit 5300 Stellen ab. Deutsche Zeitungsverlage planen Einsparungen - und begründen sie mit der Wirtschaftskrise. Wegen der Rezession in vielen europäischen Ländern senkt die EZB den Leitzins auf 2,5 Prozent.
05. Dezember 2008: Die US-Autobosse tragen ihre Bitten um Milliardenhilfen im Kongress vor. Die Rezession schlägt mit voller Wucht auf den amerikanischen Arbeitsmarkt durch: Die US-Arbeitslosenzahlen klettern auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. In Deutschland erwartet nun auch die Bundesbank eine Rezession: Im Jahr 2009 werde die Konjunktur einbrechen, so die Prognose. Die Unternehmen klagen darüber, dass sie immer schwieriger an Kredite kommen.
06. Dezember 2008: Der künftige US-Präsident Obama kündigt die größten Investition in die Infrastruktur des Landes seit 50 Jahren an. Die Kauflaune der Deutschen ist am Nikolaustag ungebrochen, das Weihnachtsgeschäft trotzt der Wirtschaftskrise.
07. Dezember 2008: Kanzlerin Merkel beruft für den 3. Advent einen Konjunkturgipfel im Kanzleramt ein. BMW fährt wegen der Absatzflaute die Produktion weiter zurück.
08. Dezember 2008: Eines der ersten großen deutschen Opfer der Krise auf dem Automobilmarkt ist der Leverkusener Bremsbeläge-Hersteller TMD Friction. Er meldet Insolvenz an. Daimler verhandelt nun an allen deutschen Standorten über Kurzarbeit, für das größte Werk in Sindelfingen ist sie bereits beschlossen. Laut BDI-Herbstumfrage ist der Abschwung beim Mittelstand angekommen. Die europäischen Nachbarn drängen auf ein weiteres deutsches Konjunkturprogramm, der Druck auf die Bundesregierung wächst. In London kommen der französische Präsident Sarkozy, der britische Premier Brown und EU-Kommissionspräsident Barroso zu einem Mini-Gipfel zur Finanzkrise zusammen.
09. Dezember 2008: Ein Lichtblick in der Finanzkrise: Die Konjunkturerwartungen von Börsenexperten für Deutschland haben sich laut ZEW-Index im Dezember stärker aufgehellt als vorhergesagt. Anders in Japan: Das Land rutscht tiefer als erwartet in die Rezession. Die Volkswagen Finanztöchter Financial Services und die VW Bank wollen das Banken-Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch nehmen. Die schwer angeschlagene Münchener Immobilienbank Hypo Real Estate sichert sich weitere Garantien in Höhe von zehn Milliarden Euro aus dem Banken-Rettungspaket des Bundes. Die Weltbank senkt ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr erneut und erwartet nun die schlimmst Krise seit der Großen Depression in den 30er-Jahren.
10. Dezember 2008: Die Wirtschaftsforschungsinstitute RWI und DIW sehen Deutschland in eine schwere Krise abrutschen. Die durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman geschädigten Anleger in Deutschland haben zum Großteil noch keine Entschädigung erhalten, wie eine Umfrage der Verbraucherzentrale Hamburg belegt. Infineon verordnet seinen 2400 Beschäftigten in Regensburg von Januar an ein halbes Jahr Kurzarbeit. In China verordnet die Luftfahrtbehörde den Fluggesellschaften des Landes, wegen der Krise keine neuen Flugzeuge anzuschaffen.
11. Dezember 2008: Das US-Repräsentantenhaus stimmt einem Rettungspaket für die Autoindustrie zu. Auch die deutschen Autobauer fordern nun Milliardenhilfen - da ansonsten eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten der US-Autobauer drohe. Die schwedische Regierung stellt Volvo und Saab Hilfen in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Wirtschaftsforschungsinstitut ifo sieht für die deutsche Wirtschaft tiefschwarz: 2009 werde das BIP um 2,2 Prozent schrumpfen.
12. Dezember 2008: Der US-Senat lehnt das Hilfspaket für die kriselnden US-Autobauer ab. Die Bank of America kündigt an, bis zu 35.000 Stellen zu streichen.
13. Dezember 2008: Die Festnahme des Ex-Nasdaq-Chefs Madoff wegen Verdachts auf einen Milliardenbetrug offenbart neue finanzielle Risiken für Anleger und Banken. Die Zahlungsunfähigkeit von Madoffs Hedge-Fonds bedeutet für Privatanleger und auch mehrere betroffene europäische Banken wie BNP Paribas und die spanische Gruppe Santander mögliche Gesamtverluste von bis zu 50 Milliarden Dollar.
14. Dezember 2008: Der Konjunkturgipfel im Kanzleramt endet ohne konkrete Ergebnisse. Mehrere deutsche Konzerne stellen für 2009 den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen in Aussicht.
16. Dezember 2008: Die US-Notenbank Fed senkt den Leitzins auf ein historisches Tief von 0 bis 0,25 Prozent. Die US-Großbank Goldman Sachs gibt infolge der Finanzmarktkrise den ersten Verlust seit ihrem Börsengang 1999 bekannt.
17. Dezember 2008: Aufgrund des massiv gefallenen Ölpreises beschließt die OPEC, die Öl-Förderquote ab Januar um weitere 2,2 Millionen Fass pro Tag zu senken. Bei der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate und deren früheren Vorstandsmitgliedern werden wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und Untreue zahlreiche Geschäfts- und Privaträume durchsucht.
18. Dezember 2008: Die EU-Kommission genehmigt das staatliche Rettungspaket für die BayernLB. Das Europaparlament stimmt der Ausweitung der Einlagensicherung zu. Dadurch sind im Fall einer Bankenpleite ab 2009 Spareinlagen europaweit bis 50.000 Euro garantiert.
19. Dezember 2008: Die japanische Zentralbank senkt den Leitzins auf 0,1 Prozent. Der scheidende US-Präsident Bush gibt einen Milliardenkredit für die kriselnde Autoindustrie bekannt.
23. Dezember 2008: Das nächste Konjunkturpaket für das kommende Jahr nimmt Formen an: Im Gespräch sind bis zu 40 Milliarden Euro für Verkehrswege, schnelle Internetverbindungen, Energieeffizienz sowie Schulen und Universitäten. Der frisch gebackene Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman liefert eine düstere Prognose für 2009 und bekennt: "Ich habe eine Riesenangst vor dem nächsten Jahr."
26. Dezember 2008: Japans Industrieproduktion sinkt im November so stark wie noch nie, Schuld ist die wegbrechende Auslandsnachfrage.
27. Dezember 2008: Die Affäre um Missmanagement und Untreue beim krisengeschüttelten Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) könnte größere Ausmaße annehmen: Die Staatsanwaltschaft prüft auch den Verdacht auf verbotene Insider-Geschäfte. Die Wirtschaftskrise erreicht auch den Markt für Altpapier, der Preis für den jahrelang begehrten Wertstoff fällt dramatisch.
28. Dezember 2008: Die Diskussion um ein zweites Konjunkturpaket geht weiter: Vizekanzler Steinmeier tritt für eine Verschrottungsprämie für Autos ein, Bundespräsident Köhler verlangt Entlastungen der Arbeitnehmer.
29. Dezember 2008: Eine Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigt, dass viele Branchen voller Pessimismus auf das Jahr 2009 blicken.
30. Dezember 2008: Die US-Regierung bewahrt die Finanzsparte GMAC des Autokonzerns GM vor dem Konkurs. Die japanische Börse beendet den Handel 2008 mit einem historischen Jahresverlust. Und auch der DAX fährt einen saftigen Jahresverlust ein.
31. Dezember 2008: Der Internationale Währungsfonds stellt Weißrussland Notkredite über 2,5 Milliarden Dollar zur Bewältigung der Folgen der Finanzmarktkrise in Aussicht.