Unterstützung in der Euro-Krise China bietet Hilfe an und will Gegenleistungen
Italien hofft in der Euro-Krise auf Hilfe aus China und steht damit möglicherweise nicht allein. Und China gibt sich hilfsbereit. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Dalian bot Premier Wen Unterstützung für den krisengeschüttelten Euro, aber auch den Dollar an. Doch Wen erwartet "mutige" Gegenleistungen.
China will Europa und den USA in der Krise mit neuen Investitionen zu Hilfe kommen. Zum Auftakt des "Sommer-Davos" genannten Treffens des Weltwirtschaftsforums in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian forderte Ministerpräsident Wen Jiabao aber auch Entgegenkommen der Europäer und Amerikaner.
Sein Land sei bereit, "eine helfende Hand auszustrecken" und mehr in den europäischen Ländern und den USA zu investieren. Im Gegenzug verlangte Wen Jiabao "mutige Schritte" der Europäer gegenüber China. So solle die Europäische Union die zweitgrößte Volkswirtschaft endlich als Marktwirtschaft anerkennen, was China gewisse Vorteile in Handelsstreitigkeiten geben würde. Er hoffe auf einen "Durchbruch" schon auf dem nächsten EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin in China.
Die Europäer sollten ihre Ernsthaftigkeit demonstrieren, "in einer Weise, wie ein Freund einen anderen Freund behandelt", sagte Chinas Regierungschef. Der Status einer vollen Marktwirtschaft schützt China vor Anti-Dumping-Klagen und hat für Peking hohen symbolischen Charakter.
Auch die USA sollen sich öffnen
Von den USA forderte Wen Jiabao vor den 1700 Teilnehmern des dreitägigen Treffens mehr Offenheit gegenüber Investitionen chinesischer Firmen und eine Aufhebung von Exportbeschränkungen. China müsse dann auch nicht mehr soviel seiner Devisenreserven in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar (2,3 Billionen Euro) in US-Staatsanleihen investieren. Rund zwei Drittel hält China davon in US-Dollar, ein Viertel in Euro. Die Investitionen könnten neue Jobs schaffen. Die USA könnten auch ihre Exporte ausweiten, in dem sie Beschränkungen für die Ausfuhr hochtechnologischer Produkte nach China aufheben.
Langsameres Wachstum auch in China
Vor den Wirtschaftsführern, Politikern und Experten im World Expo Center versicherte Wen Jiabao, dass die Weltwirtschaftskrise und Probleme wie hohe Inflation in China den Entwicklungspfad seines Landes nicht grundlegend änderten. Er mahnte aber Reformen und Umstrukturierungen an. Nach 10,4 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr erwarten Experten in China in diesem Jahr nur noch rund neun Prozent, weil die Zentralbank wegen der hohen Preissteigerungen die Geldpolitik verknappen muss.
China könne aber sein hohes Wachstum halten, was sein Beitrag zur Erholung der Weltwirtschaft sei, sagte der Premier auf der Tagung. Das Forum hat sich in seinem fünften Jahr zum wichtigsten Wirtschaftstreffen in Asien entwickelt.