Streit über "Sonnensteuer" Solarbranche kritisiert EEG-Reform
Die Solarwirtschaft kritisiert die geplante Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes scharf. Sie bringe den Weiterbetrieb tausender Solaranlagen in Gefahr.
"Wir brauchen ein Solarbeschleunigungsgesetz und keine neuen Marktbremsen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er warnte vor einem Markteinbruch bei der Errichtung neuer Photovoltaik-Dächer. Einem Gutachten zufolge verstoße die EEG-Novelle gegen Europarecht.
Kritisiert werden vor allem Pläne, selbst genutzten Solarstrom weiterhin mit der EEG-Umlage zu belegen. Die Rede ist von einer "Sonnensteuer". Dies verstoße gegen eine EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, das geht aus dem Gutachten einer auf Energierecht spezialisierten Berliner Anwaltskanzlei im Auftrag des Verbandes hervor.
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"Keine Steine in den Weg legen"
Körnig sagte, ein großer Teil der heute installierten Solarstromanlagen sei mit der Intention gebaut worden, den eigenerzeugten Solarstrom selbst zu nutzen und somit unmittelbar an der Energiewende zu partizipieren. Durch die Novelle drohe aber nun, dass Tausende Solarstromanlagen außer Betrieb genommen werden.
Die "Sonnensteuer" zähle zu den größten Hürden für den Weiterbetrieb von einigen Hunderttausend Solarstromanlagen, die nach 20 Jahren aus der Solarförderung fallen, so Körnig. Sie behindere die Nachrüstung alter Solarstromanlagen mit Batteriespeichern, E-Tankstellen und Wärmepumpen sowie die Errichtung neuer Solarstromanlagen. Die EEG-Umlage sei nicht zur finanziellen Belastung derer eingeführt worden, die in Photovoltaik investieren und selbst erzeugten Solarstrom auch selbst nutzen wollten.
Kritik kam auch vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks erklärte: "Unternehmen möchten selbst grünen Strom erzeugen und nutzen und somit unmittelbar die Energiewende mitgestalten. Der Wirtschaft sollten dabei keine Steine in den Weg gelegt werden."
Es geht zu langsam voran
Das Bundeskabinett hatte im September eine Reform für einen schnelleren Ökostrom-Ausbau auf den Weg gebracht. Der Entwurf von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht vor, die Ausbau-Ziele vor allem für Windräder an Land und für Photovoltaik zu erhöhen. Zuletzt ging der Ökostrom-Ausbau zu langsam voran, um die Ziele zu erreichen. Zugleich sollen die milliardenschweren Förderkosten für Erneuerbare Energien durch verschiedene Maßnahmen verringert werden.
Bis 2030 sollen 65 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Haupthindernisse für den Ausbau sind lange Genehmigungsverfahren, fehlende Flächen sowie Proteste und Klagen von Anwohnern und Naturschützern. Energieverbände und Klimaschützer hatten immer wieder eine schleppende Umsetzung von Plänen für einen schnelleren Ausbau kritisiert.
Unterdessen gibt es Anzeichen für einen neuen Solarboom - auch in Deutschland. Vielleicht könnten die verschärften Klimaschutz-Vorgaben und der eine Billion Euro schwere "Green Deal" der EU-Kommission die deutsche und europäische Solarbranche zu neuem Leben erwecken, so die Hoffnung.
ts