Entscheidung des Aufsichtsrats Blessing wird neuer VW-Personalchef
Der Stahlmanager Blessing wird neuer Personalvorstand bei VW. Das entschied der Aufsichtsrat. Ab Januar ist Blessing verantwortlich für die rund 600.000 Beschäftigten im Konzern - ein Schlüsselposten in der aktuellen Krise des Konzerns.
Mitten in der größten Krise der Konzerngeschichte bekommt Volkswagen mit dem Stahlmanager Karlheinz Blessing einen neuen Personalvorstand. Der Aufsichtsrat stimmte bei seiner Sitzung dem Vorschlag der Arbeitnehmerseite für den vakanten Spitzenposten bei Europas größtem Autobauer zu.
Blessing übernehme die Aufgabe in einer schwierigen Zeit, erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Er habe aber in seinen bisherigen Funktionen "nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er solche Situationen sehr gut meistern kann", betonte Pötsch.
Langjähriger Stahlmanager
Bisher ist der 58-Jährige Vorsitzender des Vorstandes der Dillinger Hütte und der Saarstahl AG. Auch der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz war früher bei der Dillinger Hütte beschäftigt.
Blessing gilt daher als gut vernetzt in der IG Metall, wo er sich ab 1984 engagierte. Einen engen Draht hat er vor allem zum früheren Gewerkschaftschef Berthold Huber, wie es in Konzernkreisen heißt. Auch politische Kontakte hat Blessing: 1991 berief der damalige SPD-Chef Björn Engholm den Quereinsteiger überraschend zum Bundesgeschäftsführer der Partei. Blessing blieb aber nur zwei Jahre, bevor er zur Dillinger Hütte wechselte.
Topfavorit Osterloh sagte ab
Der 58-jährige Stahlmanager soll sein Amt zum Jahreswechsel antreten. Blessings Vorgänger Horst Neumann war im Zuge des Abgas-Skandals Ende November in den Ruhestand gegangen. Der Ernennung war eine lange Suche nach einem geeigneten Kandidaten vorausgegangen. In der Zwischenzeit hatte VW-Chef Matthias Müller den Posten mit übernommen. Der lange Zeit als Topfavorit gehandelte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte überraschend vor einigen Wochen auf den hoch dotierten Posten verzichtet.
Blessing ist damit verantwortlich für rund 600.000 Arbeitnehmer des Konzerns. Diese sind wegen der Folgen der weltweiten Abgas-Krise verunsichert. Zwar hat die VW-Spitze auch unter Druck der Arbeitnehmervertreter der Stammbelegschaft eine Jobgarantie gegeben. Arbeitsplätze aber könnten dennoch unter Druck geraten. Insbesondere unter den Leiharbeitern kursiert die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes.
Weitere Personalwechsel
Volkswagen besetzte auch die Position des wegen der Diesel-Affäre beurlaubten VW-Entwicklungschefs Heinz-Jakob Neußer neu. Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen werde mit sofortiger Wirkung der 51-jährige Frank Welsch, teilte VW mit. Neußer, in dessen Amtszeit es zur Manipulation von Stickoxid-Werten bei rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen kam, war Ende September nach Informationen aus Konzernkreisen beurlaubt worden. Er stehe dem Unternehmen für eine andere Aufgabe zur Verfügung, erklärte VW nun.
In den Markenvorstand von VW wurde außerdem Ralf Brandstätter als Leiter der Beschaffung berufen. Dafür war bisher Konzern-Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz verantwortlich, der jetzt bei der Aufarbeitung des Diesel-Skandals mithelfen soll. Der 47-jährige Brandstätter arbeitet seit 1993 im Volkswagen-Konzern, in den vergangenen Jahren als Generalbevollmächtigter.