Erstmals seit fünf Jahren Rezession in Deutschland ist amtlich
Erstmals seit fünf Jahren steckt Deutschland in der Rezession. Zwei Quartale in Folge schrumpfte die Wirtschaft, wie das Statistische Bundesamt feststellte. Die Aussichten für 2009 sind nicht besser: Nach den Wirtschaftsweisen zeichnet auch die OECD ein düsteres Bild.
Deutschland steckt erstmals seit fünf Jahren in der Rezession. Der Wirtschaft macht zunehmend die schwindende weltweite Nachfrage zu schaffen. Sie schrumpfte von Juli bis September überraschend deutlich um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bereits im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,4 Prozent gesunken. Damit ist die gängige Definition einer Rezession erfüllt. Diese sehen Ökonomen, wenn die Wirtschaft eines Landes mindestens zwei Quartale in Folge schrumpft. So etwas hatte es zuletzt 2003 gegeben.
Der starke Euro und die hohen Ölpreise bremsten von Juli bis September das Wachstum. Die Exporte als Motor des Wachstums brachen wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft ein. Der Industrie brechen die Aufträge so massiv weg, dass sie zuletzt ihre Produktion so kräftig drosselte wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Die positiven Impulse aus dem Inland durch den Konsum konnten dies nicht ausgleichen.
Boomjahre 2006 und 2007
Nach den Boomjahren 2006 und 2007 mit Wachstumsraten von bis zu drei Prozent hatte die Wirtschaft in Deutschland im ersten Vierteljahr 2008 noch deutlich um 1,4 Prozent zugelegt. Sie profitierte dabei von dem warmen Winter und dem früheren Baubeginn.
Schlechte Aussichten für 2009
Für das kommende Jahr sind die Aussichten nicht besser. "Die Wirtschaft des OECD-Raums scheint in die Rezession einzutreten, und die Arbeitslosigkeit steigt in zahlreichen Ländern", erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Ausblick für die USA, Japan und die Euro-Zone. Der Prognose zufolge steht den Ländern eine Rezession bevor. 2009 werde die Wirtschaftsleistung im 30 Staaten umfassenden OECD-Raum im Fahrwasser der Finanz- und Immobilienkrise um 0,3 Prozent sinken, erklärte die Organisation. Für 2010 geht sie dann wieder von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus. In den 15 Ländern der Euro-Zone erwartet die OECD 2009 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent, bevor diese 2010 mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent wieder auf Wachstumskurs gehen.
Eurozone von Arbeitslosigkeit besonders betroffen
Bei der Arbeitslosigkeit sagt die OECD ihren Mitgliedsstaaten in diesem Jahr eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent voraus. Sie werde im Zuge der Krise 2009 auf 6,9 und 2010 auf 7,2 Prozent steigen. Besonders betroffen von einem Anstieg der Beschäftigungslosigkeit ist die Eurozone: Nach 7,4 Prozent in diesem Jahr, geht die OECD von 8,6 Prozent im Jahr 2009 und neun Prozent 2010 aus.
Seltener Appell der OECD
Angesichts der "extremen Bedingungen" rief die OECD erstmals zu Steuersenkungen auf. Über Zinssenkungen hinaus seien Konjunkturmaßnahmen notwendig, erklärte OECD-Chefökonom Jorgen Elmeskov zwei Tage vor dem Weltfinanzgipfel in Washington. "In normalen Zeiten ist die Geldpolitik das bevorzugte Stabilisierungsinstrument. Aber derzeit sind Steuererleichterungen eine wichtige kurzfristige Möglichkeit."
EZB-Experten sind pessimistisch
Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragte Experten zeichnen ein düsteres Bild. Sie rechnen in diesem Jahr sowie 2009 und 2010 mit deutlich weniger Wachstum als noch im Sommer prognostiziert. Die Erwartung für 2009 wurde um einen ganzen Punkt auf 0,3 Prozent gekappt, für 2010 wird nur noch ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,4 (bisher 1,8) Prozent erwartet. Die EZB befragt regelmäßig Fachleute aus Finanzinstituten und anderen Institutionen der Europäischen Union zu ihren Erwartungen für die 15 Staaten der Euro-Zone. Ursache für die schlechte wirtschaftliche Entwicklung ist aus Sicht der Experten die Finanzmarktkrise.
Bereits gestern hatten die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem Gutachten für 2009 eine Rezession prognostiziert. Der Internationale Währungsfonds sagte der deutschen Wirtschaft unlängst ein Minus von 0,8 Prozent für das kommende Jahr voraus.