Drastische Einschnitte für Unternehmen mit Staatshilfen Obama will Managern die Gehälter kürzen
Angeprangert hat US-Präsident Obama die Bonuszahlungen für Manager trotz der Krise oft genug - doch eine richtige Handhabe dagegen hat er nicht. Bei den Konzernen, die mit Staatsgeldern gestützt werden, sieht das anders aus - und deren Manager müssen sich nun offenbar auf drastische Einschnitte einstellen.
Von Sabine Müller, HR-Hörfunkstudio Washington
Bei den amerikanischen Bürgern wächst seit Wochen die Wut darüber, dass die Wall Street anscheinend nichts aus der Finanzkrise gelernt hat und dass die riesigen Gehälter und Bonuszahlungen zurück sind. Goldman Sachs zum Beispiel will in diesem Jahr höhere Boni auszahlen als jemals zuvor.
"Diese Firmen sollten überdenken, was sie tun"
Dass auch die Obama-Regierung verärgert ist, war am Wochenende nicht zu überhören, als der wichtigste Berater des Präsidenten, David Axelrod, die millionenschweren Bonuszahlungen widerlich nannte: "Diese Firmen sollten überdenken, was sie tun. Sie tragen Verantwortung und sollten dem gerecht werden. Sie müssen wieder ausreichend Kredite vergeben und dürfen eine Finanzmarktreform nicht blockieren."
Die Bank of America gehört zu den Unternehmen, bei denen die Gehälter der Manager gekürzt werden sollen.
Bei Goldman Sachs kann die US-Regierung nur den moralischen Zeigefinger heben, aber nicht eingreifen, denn die Bank hat ihre Staatshilfen schon zurückgezahlt. Anders ist das bei den Firmen, die noch mit Milliarden an Regierungsgeldern unterstützt werden. Hier hat Obamas sogenannter "Gehälter-Zar" Kenneth Feinberg das Sagen und alle wichtigen amerikanischen Medien berichten übereinstimmend, dass sich die sieben Unternehmen mit den meisten Staatshilfen auf radikale Einschnitte gefasst machen müssen. Es geht um die Bank of America, Citigroup, den Versicherer AIG, General Motors, Chrysler und die Finanzgesellschaften der beiden Autobauer.
Minus 50 Prozent auf dem Gehaltszettel
Nach dem Regierungsplan sollen die Gehälter der 25 Top-Manager jeder Firma um durchschnittlich 90 Prozent gekürzt werden. Zumindest ein Teil davon wird aber durch Aktienanteile ersetzt, die allerdings erst mit Verzögerung eingelöst werden dürfen. Die Gesamtvergütung der insgesamt 175 Top-Manager – also Gehälter und Boni zusammengerechnet - soll um etwa 50 Prozent sinken. Außerdem muss jeder Manager, der mehr als 25.000 Dollar Sondervergütungen erhält - zum Beispiel Dienstwagen, Privatjets, oder Country-Club-Mitgliedschaften - dafür eine Erlaubnis der Regierung beantragen.
Auch die GM-Spitze soll weniger verdienen.
Obamas "Gehälter-Zar" hatte monatelang mit den Firmen verhandelt und sie als "kooperativ" bezeichnet. Erst vorgestern hatte er aber noch geklagt, wie groß der Unterschied sei zwischen dem, was die Öffentlichkeit unter angemessener Bezahlung verstehe - und was die Wall Street: "Diese Kluft ist riesig und ich weiß nicht, ob sie überbrückt werden kann, aber es ist mein Job, das zu versuchen."
Die neuen Regeln sollen in den nächsten Tagen offiziell vorgestellt werden. Die betroffenen Firmen wollten die Berichte zunächst nicht kommentieren.