Sparpaket soll Krise entgegensteuern Bahn erwartet drastischen Einbruch beim Güterverkehr
Erst musste der Börsengang verschoben werden, jetzt trifft die Finanz- und Konjunkturkrise die Bahn auch im operativen Geschäft: Um bis zu 40 Prozent könnte allein im Dezember der Güterverkehr zurückgehen, so Bahnchef Mehdorn. Er will mit einem Sparkurs der Krise entgegensteuern.
Bahnchef Hartmut Mehdorn hat angesichts der Konjunkturkrise einen rigiden Sparkurs angekündigt: "Wir nähern uns einem Abgrund, wo wir noch nicht wissen, wie tief er ist", sagte er am Dienstagabend nach einer Vorstandssitzung in Berlin. So sei vor allem das Geschäft im Schienengüterverkehr stark rückläufig. Im schlimmsten Fall werde die Deutsche Bahn im Dezember 40 Prozent weniger Güterzüge auf die Gleise schicken als im Vorjahr. Hintergrund sei die Konjunkturabschwächung, aufgrund derer Auto-, Chemie- und Stahlindustrie ihre Bahntransporte drastisch zurückfahren würden, sagte Mehdorn.
Stellenabbau bei Leiharbeitern möglich
Mit dem Sparpaket will Mehdorn nun die Folgen des Abschwungs in den Griff bekommen. Ein Teil der Mitarbeiter solle in eine verlängerte Weihnachtspause geschickt werden, um Überkapazitäten abzubauen, kündigte er an. Auch Überstunden und Urlaub sollten abgebaut werden. Bei den gut 4000 Leiharbeitern des Konzerns sei ein Stellenabbau möglich. Ausgaben sollten verschoben werden, wo immer dies möglich sei. Auch Investitionen stünden auf dem Prüfstand, wobei jedoch nicht an Ausgaben für Sicherheit, Kunden und zukunftsweisende Projekte gespart werden solle, betonte Mehdorn. Eine konkrete Einsparsumme nannte er nicht.
Werden auch Rangierbahnhöfe stillgelegt?
Wie die Agentur Reuters berichtet, erwägt die Bahn unter anderem auch die zeitweilige Stilllegung von Rangierbahnhöfen. Diese Anlagen könnten für bis zu sieben Wochen stillgelegt werden, sagten mit den Planungen Vertraute gegenüber Reuters. Die Gewerkschaft Transnet bestätigte dies. "Das ist eine unglaubliche Provokation", sagte Transnet-Sprecher Michael Klein der Agentur. Hier werde vor der Tarifrunde ein "Horrorszenario" aufgebaut. Im Dezember sollen laut Mehdorn die Tarifverhandlungen für rund 130.000 Beschäftigte der Bahn beginnen. Die Gewerkschaften Transnet und GDBA fordern zehn Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten.
Personenverkehr stützt das Geschäft
Trotz der Probleme hält die Bahn an der Prognose für das Gesamtjahr fest: Der Konzern werde Ergebnis und Umsatz steigern, aber nicht so üppig wie ohne Konjunkturkrise, sagte Bahn-Finanzvorstand Diethelm Sack. Das Geschäft werde durch den Personenverkehr gestützt. Die Bahn hatte schon bisher für das Gesamtjahr eine Gewinnsteigerung angepeilt, konkrete Zahlen aber nicht genannt. Eine Prognose für 2009 ist nach den Worten Mehdorns wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage noch nicht möglich.
Die Bahn machte im ersten Halbjahr rund ein Sechstel ihres Umsatzes mit dem Schienengüterverkehr, etwa 45 Prozent steuerte die Logistik bei und knapp 40 Prozent der Personenverkehr. Das Unternehmen transportierte 2007 mehr als 300 Millionen Tonnen Güter über die Schiene, darunter vor allem Kohle, Stahl, Erze, Baustoffe, Chemieprodukte und Autos.