USA nach Corona Konzerne fordern weniger Homeoffice
Während Corona war Homeoffice für viele Konzerne die einzige Option. Doch in den USA beordern einige Unternehmen ihre Beschäftigten wieder verstärkt ins Büro. Experten raten zum Mittelweg.
Ausgerechnet Zoom - die Firma, die Software für Videocalls verkauft, holt ihre Beschäftigten zurück ins Büro. Zumindest für zwei Tage die Woche. Und das Unternehmen ist damit nicht allein: Auch andere große Firmen wollen mehr Präsenz in den Büros.
Der Onlineversandhändler Amazon möchte, dass Mitarbeitende mindestens drei Tage pro Woche im Büro arbeiten. Disney macht vier Tage Präsenz zur Pflicht, und Google schreibt drei Tage Officepflicht vor.
Wer sich nicht daran hält, könnte eine schlechtere Leistungsbeurteilung bekommen. Um das zu messen, könnte auch kontrolliert werden, ob der Hausausweis benutzt wird, um in die Firmengebäude zu kommen. Arbeit aus dem Homeoffice sei nur noch die Ausnahme, sagte ein Google-Sprecher der "New York Times".
Das Büro und "der Serendipity-Moment"
Die große Techfirma Salesforce aus San Francisco verfolgt eine andere Strategie, um Menschen wieder ins Büro zu bekommen. Zehn US-Dollar spendet der Konzern pro Tag und Angestelltem, wenn in der Firma gearbeitet wird - allerdings nur maximal zehn Tage lang.
Das Argument für mehr Arbeit im Büro sei "der Serendipity-Moment", sagt Fachjournalistin Joanne Lipman. Also die zufälligen Begegnungen, Gespräche und Ideen, die nicht entstünden, wenn Beschäftigte sich nicht persönlich treffen.
"Brainstorming über eine Videokonferenz funktioniert nicht so gut wie bei persönlichen Meetings. Dazu gibt es Studien", sagte Lipman dem Sender CNBC. Diese Regeln stünden jedoch oft im Konflikt zu dem, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten: Weil sie "diese Verpflichtungen als willkürlich empfinden und sich fragen: Warum?".
Jüngere arbeiten lieber in Präsenz
Arbeitgeber können als Antwort eine neue Studie der Stanford-Universität zitieren. Wer komplett zu Hause arbeitet, ist laut Studie zehn Prozent weniger produktiv. Es sei schwieriger zu kommunizieren, Mitarbeitende bekämen auch weniger Feedback.
Wer lieber zu Hause bleibt und wer lieber im Büro arbeitet, hänge auch vom Alter ab, sagt Karin Kimbrough, Chefökonomin und Datenwissenschaftlerin beim Businessnetzwerk Linkedin:
Jüngere bevorzugen es, in der Firma zu arbeiten. Sie wollen die Connections, das Coaching und nicht mit ihren Eltern zu Hause rumhängen. Die älteren Millenials oder jüngeren der Generation X, die Kinder zu Hause haben, wollen auch mehr zu Hause bleiben.
Linkedin-Daten zeigten laut Kimbrough auch, dass sich "besonders Frauen, vorrangig schwarze und Latino-Frauen" häufiger bewerben, wenn das Arbeiten von zu Hause möglich ist.
Eine hybride Zukunft?
Firmen wollen Präsenz, viele Beschäftigte Flexibilität. Die Lösung sieht Nicholas Bloom, Wirtschaftswissenschaftler von der Stanford-Universität, in einer Mischung. Er habe mit etwa 1000 Managern gesprochen: "Hybrides Arbeiten wird bleiben und ist die Zukunft. Fünf Tage zu Hause zu arbeiten, das wird nicht funktionieren. Doch immer im Büro arbeiten - das wollen die Mitarbeiter nicht."
Die Zukunft ist also hybrid. 58 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den USA wird diese Diskussion aber vermutlich gar nicht oder nur sehr wenig interessieren. Denn sie können nicht von zu Hause arbeiten. Sie arbeiten auf Baustellen, in Werkstätten, in Cafés oder als Security in den Hochhäusern, in denen über neue Homeoffice-Regeln entschieden wird.