Insolvente Air Berlin EU genehmigt Staatskredit
Die EU-Kommission hat den staatlichen 150-Millionen-Euro-Kredit für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin genehmigt. Die Zahlung stehe im Einklang mit EU-Recht, teilten die Brüsseler Wettbewerbshüter mit. Air Berlin und Wirtschaftsministerin Zypries begrüßten die Entscheidung.
Vor gut drei Wochen hat Air Berlin mitten in der Ferienzeit Insolvenz beantragt. Mit staatlicher Unterstützung soll die Airline trotzdem in der Luft bleiben. Die EU-Kommission teilte nun mit, dass durch den Kredit die geordnete Abwicklung von Air Berlin gewährleistet werde, ohne den Wettbewerb übermäßig zu verfälschen.
Entscheidend dafür sei, dass der Kredit nur in Tranchen ausgezahlt werde. Die Fluggesellschaft müsse dabei ihren Finanzbedarf jede Woche nachweisen. Neue Kredittranchen sollen jeweils erst dann frei gegeben werden, wenn alle Mittel aufgebraucht sind. Deutschland müsse zudem sicherstellen, dass der Kredit vollständig zurückgezahlt werde. Die Airline soll damit die kommenden Monate bis zu einem Verkauf überbrücken können.
Zypries und Air Berlin zufrieden
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries begrüßte die "sehr zügige und positive Entscheidung" der Kommission: "Brüssel hat einmal mehr bewiesen, dass Entscheidungen schnell fallen können, wenn es wirklich nötig ist." Auch Air Berlin reagierte erfreut. Unternehmenschef Thomas Winkelmann erklärte, die "zeitnahe Unterstützung durch die Bundesregierung" habe entscheidend dazu beigetragen, dass die Airline trotz Insolvenz weiterfliegen könne. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sagte weiter, die zügige Zustimmung der EU-Kommission sei ein "positives Signal für die Investorensuche".
Air Berlin will alle Langstreckenverbindungen von Tegel einstellen.
Unterdessen hat Air Berlin Details zum weiteren Flugplan bekannt gegeben. Am Flughafen Berlin-Tegel werden in den kommenden Wochen sämtliche Langstreckenverbindungen gestrichen. Ab dem 25. September fallen die Flüge zwischen Berlin und New York beziehungsweise Miami weg. Zum 17. September und zum 1. Oktober werden die beiden täglichen Verbindungen von Berlin nach Abu Dhabi nicht mehr bedient. Zum 30. September wird die Verbindung Berlin-Chicago aus dem Flugplan genommen, die Flüge nach Los Angeles und San Francisco zum 1. Oktober. Das Ende von fünf Strecken hatte die insolvente Fluggesellschaft bereits vergangenen Woche angekündigt. Am Air-Berlin-Drehkreuz in Düsseldorf werden von den bisher 13 Langstrecken nur zwei gestrichen.
Umstrittener Staatskredit
Der Staatskredit der Bundesregierung ist umstritten. Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte die Staatshilfe als indirekte illegale Hilfe für die Lufthansa kritisiert, deren Marktanteil bei einer Übernahme auf Inlandsstrecken auf 95 Prozent steigen würde. Auch die Airline Germania hatte einen Eilantrag gegen den Kredit beim Landgericht Berlin eingereicht. "Der Flugbetrieb von Air Berlin wird auf Kosten des Steuerzahlers künstlich aufrechterhalten", sagte Germania-Chef Karsten Balke der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Manager warf Air Berlin, Lufthansa und der Bundesregierung vor, gemeinsame Sache bei der Aufteilung der Airline zu machen.
Der Bund sitze gar nicht am Verhandlungstisch, hielt Wirtschaftsministerin Zypries dagegen. Es gehe allein um den Schutz der Interessen der Fluggäste und die Aufrechterhaltung des Flugverkehrs bis zu einer hoffentlich schnellen Entscheidung. Der Kredit hilft Air Berlin die kommenden drei Monate zu überbrücken.
Mehrere Interessenten
Zurzeit verhandelt Air Berlin als zweitgrößte deutsche Airline mit dem Marktführer Lufthansa und weiteren Interessenten über den Verkauf von Unternehmensteilen. Zu den weiteren Interessenten zählen die britische Easyjet und der deutsche Ferienflieger Condor. Auch der ehemalige Energie-Topmanager Utz Claassen hat laut einem "Spiegel"-Bericht ein Auge auf Air Berlin geworfen - ebenso der Berliner Unternehmer Alexander Skora, der internationale Investoren ins Boot holen will. Bis Mitte September haben potenzielle Interessenten noch die Möglichkeit, ein Angebot für das Unternehmen oder Teile davon abzugeben.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat Interesse an Air Berlin.
Die verlustreiche Air Berlin hatte mitten in der Ferienzeit Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Seitdem hat die Airline ihr Langstrecken-Angebot gestutzt, Passagiere müssen umbuchen.