Tornado

Wetterthema Wie entstehen Tornados?

Stand: 17.03.2025 07:54 Uhr

Am Wochenende haben über 40 Tornados im Süden und Mittleren Westen der USA mindestens 34 Menschenleben gefordert.

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Besonders betroffen waren die Bundesstaaten Missouri und Mississippi. Zudem wurden durch die starken Winde zahlreiche Waldbrände angefacht - allein in Oklahoma auf einer Fläche doppelt so groß wie Hamburg. Das vom Extremwetter mit starken Gewittern betroffene Gebiet, in dem etwa 100 Millionen leben umfasst auch die gesamte Ostküste. Die Gewitterfront hat sich bis Montagmorgen ostwärts auf den Atlantik verlagert, eine abschließende Schadensbilanz steht noch aus.

Die Zerstörungskraft von Tornados kann gewaltig sein, wie man jetzt leider wieder feststellen musste. Mit kurzeitig auftretenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 500 km/h übertreffen die Wirbelstürme in dieser Hinsicht sogar die stärksten Taifune um etwa das Doppelte. Die Zuggeschwindigkeit liegt bei etwa 50 km/h, in Ausnahmefällen sogar bei über 100 km/h. Durch das plötzliche Auftreten ist eine Tornadovorwarnung, wenn überhaupt oft nur Minuten vor dem Ereignis möglich.

Die Stärke von Tornados wird anhand der Fujita-Skala in 6 Klassen eingeteilt. Hierbei sind F0-Tornados die schwächsten und am häufigsten auftretenden, die F5-Tornados sind entsprechend am verheerendsten und werden nur etwa in einem Prozent der Fälle beobachtet. In den Vereinigten Staaten werden pro Jahr über 1200 Tornados gezählt, in Deutschland etwa 20 bis 60, die Dunkelziffer ist jedoch recht hoch.

Tornados entstehen immer bei kräftigen Gewittern, in den USA meist in sogenannten Superzellen, die langsam in Rotation versetzt werden. Durch Aufwinde wird die Rotationsachse aus der horizontalen in die Senkrechte quasi aufgestellt und dabei zudem stark verdichtet. Die Folge sind mitunter extrem zerstörerische Tornados.

Die schweren Gewitter entstehen durch das Aufeinandertreffen stark unterschiedlich temperierter Luftmassen, wobei die warme Luft auch die zur Gewitterbildung notwendige Feuchtigkeit mitbringt. Diese extremen Unterschiede können bevorzugt im Mittleren Westen der USA auftreten, da dort vor allem im Frühling und Frühsommer feuchtwarme Luftmassen vom Golf von Mexiko auf deutliche kältere Luft arktischen Ursprungs treffen können. Begünstigt wird dies auch durch die Nord-Süd-Ausrichtung der Rocky Mountains, welche eine natürliche Barriere für Luftströmungen darstellen, wodurch arktische Kaltlufteinbrüche bis weit nach Süden vorstoßen können.

Entstehung eines Tornados

Hierzulande entstehen Tornados dagegen bevorzugt in Schauer- und Gewitterzellen, in denen der Wind in Bodennähe bereits aus unterschiedlichen Richtungen weht. Durch die in Gewitterzellen typischen starken Aufwinde werden die bodennahen Wirbel nach oben gezogen und verengt, wodurch sich ebenfalls der typische Wolkenrüssel ausbilden kann.

Im April 2011 forderten über 150 Tornados in den Südstaaten der USA mehr als 320 Menschenleben. In Deutschland ist der F4-Tornado in Pforzheim vom 10. Juli 1968 wohl am bekanntesten, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen und über 100 Personen verletzt wurden.