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Wetterthema Sonnenbleiche

Stand: 01.11.2022 08:37 Uhr

Wenn die Sonne im Sommer vom Himmel brennt, dann verändert sie mit ihren Strahlen die Farben unserer Welt.

Von Isabel Kurth

Im Wind schaukelnde Wäsche wird bleicher, Bilder, die gerahmt an der Wand hängen, werden blasser, sogar unser Haar hellt sich auf. Doch wieso verblassen Farben, die lange starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind?

Sonnenlicht ist Energie. Wenn die Strahlung auf die Erde trifft, wird ein Teil dieser Energie in Form von sichtbarem Licht reflektiert. Erst dadurch können wir alles um uns herum sehen. Ein anderer Teil wird als Wärmestrahlung an die Umgebung abgegeben. Besonders dunkle Stoffe absorbieren viel sichtbares Licht und geben viel Wärme ab. Deshalb werden dunkle T-Shirts und Hosen im Gegensatz zu hellen Stoffen in der Sonne besonders warm.

Doch nicht die gesamte Energie der Sonne wird in Form von Licht und Wärme wieder abgegeben. Ein Teil des Sonnenlichts wird in chemische Energie umgewandelt. Die Strahlungsenergie regt die Moleküle der Farbstoffe an, sodass diese mit Stoffen in der Luft reagieren. Die ehemals farbigen Stoffe reagieren so zu anderen chemischen Verbindungen, die meistens blasser aussehen und weniger Sonnenlicht absorbieren können. Das besonders energiereiche UV-Licht zerstört einige Farbstoffe sogar direkt, ganz ohne chemische Reaktion: Es spaltet die Moleküle photolytisch, wodurch die Stoffe ihre ursprüngliche Farbe verlieren.

Diesen Effekt kann man sich auch zu Nutze machen. In der Sonne aufgehängte helle Wäsche bleicht weiter aus und wird wieder strahlend weiß. Selbst Flecken können verblassen oder unter Zuhilfenahme von Zitronensaft ganz verschwinden. Auch menschliche Haare hellen sich im Sommer auf. Besonders bei braunen oder blonden Haaren ist die Sonnenbleiche gut zu sehen. In ihnen finden sich überwiegend Pigmente des rötlichen Phäomelanins. Im Gegensatz zum Eumelanin dunklerer Haare ist dieses nicht so widerstandsfähig gegenüber der energiereichen UV-Strahlung. Die Moleküle werden zerstört und das Haar wird blonder. Bei unserer Haut ist es übrigens anders. Sie wird bei starker Sonneneinstrahlung im Gegensatz zu Haaren dunkler, da sie zum Schutz vor der UV-Strahlung zusätzliche Melanin-Pigmente einlagert. Das kann sie, da die Hautzellen im Gegensatz zu den abgestorbenen Zellen in unseren Haaren noch lebendig sind.

Besonders ärgerlich kann die bleichende Eigenschaft des Sonnenlichts bei Fotos oder anderen Drucken sein, die lange der Sonne ausgesetzt sind. Heute noch farbintensiv, sind sie wenig später verblasst. Um Fotos zu schützen, kann man sie zum Beispiel mit einer Folie beschichten, die das besonders zerstörerische UV-Licht absorbiert. Oder man stellt gleich Farben her, die besonders lichtecht sind, sich also bei Lichteinstrahlung möglichst wenig verändern. Gemessen wird diese Eigenschaft von Farben mithilfe der Wollskala.

Ansonsten hilft nur, raus aus der Sonne und ab in den Schatten. Oder auf den nächsten Winter warten, dann lässt die Energie der Sonne etwas nach.

Dienstag 1. November 2022

Isabel Kurth