Wetterthema Wohlfühltemperaturen und Schwüle
Nicht nur die Temperatur ist entscheidend dafür, ob wir uns wohl fühlen. Einen großen Einfluss haben auch die Luftfeuchtigkeit und andere Faktoren. Doch welche Bedingungen sind für uns behaglich?
Die Frage nach der optimalen Temperatur lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie hängt von der Luftfeuchtigkeit, dem Wind und von der Sonneneinstrahlung ab. Entscheidend ist auch, ob man ruht oder sich körperlich anstrengt. Und schließlich gibt es auch bei völlig identischen Bedingungen noch Unterschiede von Mensch zu Mensch.
Unsere Grafik zeigt den Wohlfühlbereich im Schatten für normale Kleidung, wenig Wind und bei nur leichter körperlicher Anstrengung. Neben der Lufttemperatur ist die Luftfeuchte entscheidend. Um das zu verstehen muss man wissen, wie unser Wärmehaushalt funktioniert. Durch den Stoffwechsel wird in unserem Körper ständig Wärme produziert. Selbst wenn wir in völliger Ruhe sind fällt Wärme an, sei es durch das schlagende Herz oder durch die Tätigkeit anderer wichtiger Organe. Die Körpertemperatur muss im Innern konstant auf etwa 37 Grad Celsius gehalten werden. Die Haut ist nicht ganz so warm, meistens schwankt die Temperatur dort um 30 Grad. Wohl fühlt sich der Mensch nun, wenn die eigene Wärmeproduktion gerade ausreicht, um die Körpertemperatur zu halten. Das ist bei Außentemperaturen zwischen 19 und 24 Grad meistens der Fall. Anstrengend wird es jedoch, sobald die Körpertemperatur nachreguliert werden muss. Bei zu niedrigen Werten erzeugt der Körper zusätzliche Wärme durch Zittern, wir frieren. Ein Wärmeüberschuss wird durch das Schwitzen ausgeglichen. Der Schweiß verdunstet, was kühlend wirkt. Ein Problem ergibt sich dabei, wenn die Luft zu feucht ist, also bei Schwüle. Dann schwitzen wir, doch der Schweiß verdunstet nicht schnell genug. Weil also die körpereigene Kühlung nicht so gut funktioniert, fühlt sich feuchte Luft wärmer an als trockene. Doch das ist nicht der einzige Grund. Wenn man an einem schwül-heißen Tag vor die Tür tritt, fühlt sich die Luft sofort heißer an als an einem trockenen Tag gleicher Temperatur. In diesem Moment spielt die Kühlung durch Schweiß noch keine Rolle, weil man noch gar nicht geschwitzt hat. Wasserdampf ist ein sehr effektives natürliches Treibhausgas. Seine Moleküle absorbieren und emittieren infrarote Wärmestrahlung. Ist viel Wasserdampf in der Luft enthalten, so erhöht sich die Infrarotstrahlung in der Luft. Ein Teil der Strahlung trifft uns und es kommt uns wärmer vor als bei trockener Luft gleicher Temperatur. Als schwül empfinden wir die Luft, wenn der Taupunkt bei 16 Grad oder höher liegt. Selbiger ist ein Maß für die Luftfeuchtigkeit. Bei einem Taupunkt von 16 Grad befinden sich etwa 13 Gramm Wasserdampf in einem Kubikmeter Luft.
Aus all diesen Gründen ergibt sich, dass wir uns im Normalfall bei Temperaturen unter 15 Grad und bei Werten über 27 Grad unwohl fühlen. Bei hoher Luftfeuchte können selbst 20 Grad unangenehm sein. Zu trockene Luft ist auch nicht gut. Unser Körper muss die Atemluft befeuchten, damit die Sauerstoffaufnahme in der Lunge funktioniert. Zu trockene Luft führt zu einem Austrocknen der Schleimhäute und zu hohem Wasserverlust.
Im grünen Bereich befinden wir uns in einem auf 20 bis 23 Grad temperierten Wohnzimmer. Völlig ruhend sind auch 24 Grad noch für die meisten Menschen angenehm. Aus energetischen Gründen empfiehlt es sich trotzdem, das Wohnzimmer im Winter nur bis zur Untergrenze des Wohlfühlbereichs zu beheizen, also auf höchstens 20 Grad. Durch dickere Kleidung lässt sich dieser Wert noch absenken und zusätzlich Energie einsparen. Im Freien ist das Empfinden bei schwachem Wind nicht viel anders. Nach einer Umfrage bevorzugen die meisten Menschen hier Werte um 23 Grad, während Werte über 30 Grad den meisten unangenehm sind. Es gibt auch Sonderfälle: Wenn man unbekleidet völlig ruhig liegt, sind 28 Grad angenehm. Für anstrengendere Tätigkeiten wie zum Tapezieren oder Streichen eignen sich Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad recht gut. Bei einer Bergtour mit vielen Höhenmetern sind Werte von gerade einmal 12 Grad optimal. Wind kann die Wohlfühlgrenzen deutlich verschieben. Er wirkt umso stärker kühlend, je weiter sich die Lufttemperatur unterhalb der Körpertemperatur befindet.