Wetterthema Die Vielfalt der Blitze
Gewitter gehören zur warmen Jahreszeit. Haben Sie sich Blitze schon einmal genau angeschaut? Wie bei so vielen Dingen erkennt man einige Unterschiede, wenn man sich damit intensiver befasst.
Damit Blitze entstehen, braucht man vertikal mächtige Gewitterwolken mit sehr starken Aufwinden im Innern. Mehrere Mechanismen sind dabei für die Trennung von Ladungen verantwortlich. Durch die Aufwinde werden die Ladungen verteilt, die oberen Bereich der Gewitterwolke laden sich positiv auf, die unteren negativ. Bei sehr großen Spannungen wird die eigentlich nicht leitende Luft im Bereich eines engen Blitzkanals leitfähig. Und dann blitzt es. Bei einem ganz normalen Blitz findet die Hauptentladung innerhalb von Sekundenbruchteilen statt, genauer gesagt in unvorstellbar kurzen 30 Mikrosekunden. Bleibt es bei einer einzigen Entladung, sieht man nur für sehr kurze Zeit einen gleißend hellen Blitzstrahl aufleuchten. In etwa der Hälfte aller Fälle kommt es nach einer Pause von etwa 35 Millisekunden zu einer oder zu mehreren Folgeentladungen, die denselben Blitzkanal benutzen. Dadurch kann man den Blitz etwas länger sehen, durch die Folgeentladungen entsteht das typische Flackern. In Einzelfällen wurden über 20 Teilentladungen beobachtet. Die gesamte Blitzentladung mit ihren Folgeblitzen dauert im Mittel 0,07 s. In etwa 5% aller Fälle ist die Gesamtdauer der Blitze größer als eine Sekunde. Der erste Blitz einer Entladung weist die typischen Seitenäste auf (Foto oben links in der Abbildung), die Folgenentladungen erfolgen dann ohne Verzweigungen (Foto oben mittig in der Abbildung). Es gibt auch Folgeblitze in Form eines sogenannten „Langzeitstroms“, welcher für die vergleichsweise lange Zeitdauer von mehreren 100 Millisekunden annähernd konstant fließt. Bei einem Perlschnurblitz scheint der Linienblitz in einzelne Teile zu zerfallen, während sein Leuchten schwächer wird.
Die meisten Erdblitze erlebt man im Niederschlagsbereich des Gewitters oder kurz bevor der Regen einsetzt. Sie transportieren negative Ladung aus der Wolke zum Erdboden. Etwa 5 Prozent der Erdblitze erfolgen jedoch aus höheren, positiv geladenen Bereichen der Wolken. Sie sind deutlich stärker als ihre negativen Kollegen und auch deshalb gefährlicher, weil sie oft unerwartet auftreten. Man konnte sie schon in 20 km Entfernung vom eigentlichen Gewitter beobachten, sei es nach Durchzug eines Gewitters oder noch ehe das Gewitter den eigenen Aufenthaltsort überhaupt erreicht hat. Dabei kann sich über dem Beobachter noch blauer Himmel befinden, während zugleich ein Blitz einschlägt (Foto oben rechts in der Abbildung).
Etwa zwei Drittel aller Blitze finden innerhalb der Wolke statt, so dass man lediglich einen hellen Schein sieht (Foto unten links in der Abbildung). Obwohl auch diese Entladungen eigentlich Linienblitze sind, spricht man oft von „Flächenblitzen“. Eine Sonderform des Wolkenblitzes ist der Crawler (Foto unten mittig in der Abbildung). Er wandert am Unterrand der Wolke entlang und arbeitet sich dabei mit einer Vielzahl von Verzweigungen so langsam vorwärts, dass man sein Wandern sogar mit bloßem Auge verfolgen kann. Crawler sieht man meistens, nachdem der Hauptteil eines ausgedehnten Gewittersystems bereits über einen hinweg gezogen ist. Ganz sicher sollte man sich auch bei Crawlern nicht fühlen. Sie können plötzlich ihre Richtung ändern und als positiver Erdblitz am Boden einschlagen.
Von Wetterleuchten spricht man, wenn man zwar Blitze sieht, wegen ihrer großen Entfernung von über 20 km aber keinen Donner hört. Eher selten sind Blitze, die sich vom Erdboden zur Wolke hin ausbreiten. Sie starten gerne von hohen Gebäuden und verraten sich dadurch, dass ihre Verästelungen nach oben hin auseinander gehen (Foto unten rechts in der Abbildung). Die Existenz des Kugelblitzes ist eine heute noch umstrittene Frage, obwohl es durchaus Fotos gibt.