Wetterthema Wettergefahren beim Bergwandern
Der Spätsommer und der Herbst sind die beste Zeit zum Bergwandern. Doch das Gebirge ist nicht ungefährlich und die meisten kritischen Situationen entstehen durch das Wetter. Welche Gefahren gibt es?
Nirgendwo anders ist man dem Wetter mehr ausgeliefert als im Hochgebirge. Besonders gefährlich können Gewitter werden, wenn sie den Wanderer im freien Gelände überraschen. Gerade über den Bergen entstehen viele Gewitter, während man im Flachland eher Gewittersysteme erlebt, die bereits woanders entstanden sind und über größere Strecken auf einen zuziehen. Ein aus Westen aufziehendes, voll entwickeltes Gewitter erkennt auch der Laie. Schwieriger ist jedoch die richtige Deutung von hoch aufgetürmten Quellwolken (Cumulus congestus), aus denen innerhalb von 20 Minuten ein Gewitter entstehen kann. Selbst wer mit Fachwissen anhand der Wolkenbildung vor Ort erkennt, dass sich gerade ein Gewitter entwickelt, kann ein Problem bekommen. Häufig findet sich bei einer Bergtour in 20 Minuten Laufentfernung keine Schutzhütte. Man darf sich auf keinen Fall auf die Wetterapp verlassen. Sie suggeriert, dass sich das Auftreten von Gewittern stundengenau vorhersagen lässt. Gerade erst in der Entstehung begriffene Gewitter werden von den Wetterapps meistens gar nicht erfasst. Besser ist es an Tagen mit erhöhter Gewitterneigung erst gar nicht auf einen Berg zu steigen. Auf jeden Fall sollten sich Regenschutz und genügend warme Kleidung zum Überziehen im Rucksack befinden. Bei einem Gewitter kühlt es in der Regel empfindlich ab, häufig kommt auch noch Sturm hinzu. Und wenn es dann doch passiert, ein Gewitter im freien Gelände, sollte man Gipfel oder Grate verlassen und sich zur Minderung der Blitzschlaggefahr in die Hocke begeben. Die Nähe zu Drahtseilen, wie sie für einen Klettersteig typisch sind, ist gefährlich, weil der Blitzstrom davon besonders gut weitergeleitet wird. In Felswänden wird durch starken Regen mitunter Steinschlag ausgelöst. Gewitter werden auch wegen der verminderten Sicht immer wieder zu spät erkannt. So kann sich beispielsweise auf der Westseite eines Bergmassivs etwas zusammenbrauen, während der Wanderer in einer Ostwand davon zunächst nicht viel mitbekommt. Es muss nicht immer ein Gewitter sein, plötzlich aufziehender Nebel kann das Finden des Weges fast unmöglich werden lassen, besonders wenn er nur durch Steinhäufchen oder Farbmarkierungen definiert ist.
Bei mehrtägigen Touren spielt die große Variabilität des Alpenklimas eine Rolle. Nirgendwo in Deutschland sind die Schwankungen der Temperatur von Tag zu Tag größer als in den Alpen. So wird es dort auf der Vorderseite von Tiefdruckgebieten durch den Föhn besonders warm und häufig ist das Wetter dann auch freundlicher als im Rest von Deutschland. Mit dem Durchgang der zu dem Tief gehörenden Kaltfront kehrt sich das rapide um. Dann ist in den Alpen mit einem Temperatursturz und länger andauerndem Niederschlag zu rechnen. Selbst im Hochsommer kann es bis deutlich unter 2000 Meter herab schneien. Der morgendliche Blick aus dem Fenster kann bei einer Hüttentour somit zu einer großen Überraschung werden. Wenn man Pech hat, muss man wegen des Schnees mehrere Tage auf der Hütte bleiben. Doch gerade diese Gefahr lässt sich recht gut minimieren, wenn man sich vor dem Gang ins Gebirge nach den Wetteraussichten erkundigt. Ein Wettersturz ist großräumig und gut vorhersagbar, sehr viel besser als ein lokales Gewitter.