20 Jahre Harry Potter Rausgezaubert aus der Muggle-Welt
Hogwarts, Quidditch-Spiele, Muggles: Vor zwanzig Jahren hätte niemand mit diesen Worten etwas anfangen können. Heute sind sie für Millionen Menschen das Eintrittstor in die zauberhafte Welt von Harry Potter. Dessen Karriere startete jedoch eher langsam.
Der King’s Cross Bahnhof in London an einem beliebigen Vormittag. Ganz am Ende der Halle, kurz vor den Gleisen, steckt ein Gepäckwagen in der gelben Backsteinmauer. Es steht für das Gleis 9 3/4 - seit zwanzig Jahren der Weg in die Welt der Zauberer, in die Welt der Autorin Joanne K. Rowling.
"Ich wollte, dass er mit dem Zug nach Hogwarts fährt, und das musste natürlich ein geheimer Zug sein, sonst wären da ja auch Muggles drin gewesen, normale Menschen", erzählt Rowling. Also habe es auch ein geheimer Bahnsteig sein müssen. "Und dann ist es ganz logisch, etwas zwischen zwei Muggle-Bahnsteigen zu nehmen. Also entschied ich mich für 9 3/4. Ich mag den Namen, ich mag diesen Klang."
Gleis 9 3/4 am Bahnhof in London: Viele Harry-Potter-Fans besuchen diesen Ort.
Faszination für Zauberstäbe
Mit ihrem Harry-Potter-Universum hat Rowling Menschen in der ganzen Welt verzaubert. Duba ist 15 Jahre alt und kommt aus Frankreich - in London besucht sie auch das Gleis 9 3/4 im King’s Cross Bahnhof. Sie liebt den Zauberlehrling: "Harry Potter ist mein Lieblingscharakter."
Vido, elf Jahre jung, ist aus Kalifornien und liebt besonders die Zauberstäbe, die alle einen eigenen Namen und eine eigene Geschichte haben. Sein Vater Frank, 46, findet die unterirdische Gringotts-Bank toll. Hopie aus Missouri ist ein Fan von Hermine. Die habe so fusselige Haare wie sie selbst und sei so schlau.
Muggle - keine schmeichelhafte Herleitung
Die Muggles und die Magier: Rowling hat mit ihren Büchern nicht nur Leselust geweckt, sondern auch das Bedürfnis nach Träumen und Identifikation bedient. Bei Bedarf erfand sie dafür auch Worte, wie zum Beispiel Muggle. Das sei abgeleitet von "mug" für eine, na ja, sagen wir: einfältige Person, erklärt die Autorin.
Auf die richtige Bezeichnung für die Magier-Sportart Quidditch sei sie erst nach vielen Versuchen gekommen, erzählt Rowling. Sie wollte was mit Q haben, in ihrem Notizbuch seien vier Seiten voll nur mit Q-Versuchen. Am besten habe am Ende Quidditch das ausgedrückt, was sie gesucht habe, sagt Rowling.
Joanne K. Rowling: Mit Harry Potter verdiente sie Milliarden.
50.000 Euro für Erstausgabe
Mit nur 500 Exemplaren startete der Verlag Bloomsbury vor 20 Jahren die erste Auflage. 300 gingen an Schulen, die anderen 200 sind heute ein Vermögen wert, im vergangenen November wurde ein Exemplar für fast 50.000 Euro versteigert.
Die Biographie der Autorin ist hilfreich bei der Vermarktung. Sie habe immer auf die Vergangenheit von Rowling mit dem harten Leben als alleinerziehende Mutter mit schwachem Einkommen hingewiesen, das habe am Anfang vor allem bei Frauen gezogen, erzählt eine Buchhändlerin.
Vermarktung auf allen Kanälen
Heute ist die Harry Potter-Industrie ein Imperium, mit acht Kinofilmen, mehreren Ablegern, einem eigenen Museum in den ehemaligen Studios nördlich von London und Rundreisen zu den Drehorten
Und der Zauber hält unvermindert an. Im vergangenen Jahr kam "Harry Potter und das verwunschene Kind" auf den Markt - als Theaterstück im Londoner Westend. Die Vorstellungen sind bis Frühjahr kommenden Jahres schon wieder fast alle ausverkauft, und das Buch dazu, kein Roman, sondern ein Theater-Skript, wurde millionenfach verkauft.