Auszeichnung für TV-Produktionen Grimme-Preis für Böhmermann und Sandmännchen
Der Satiriker Jan Böhmermann bekommt für das "ZDF Magazin Royale" seinen sechsten Grimme-Preis. Auch das Sandmännchen wird ausgezeichnet. Mehrere Preise gibt es zudem für Formate, die sich mit Vielfalt in der Gesellschaft beschäftigen.
Er gilt als die renommierteste Auszeichnung, die man in Deutschland für eine Fernsehproduktion bekommen kann: der Grimme-Preis. Zwei der diesjährigen Preisträger sind der Satiriker Jan Böhmermann und das Sandmännchen.
Böhmermann erhält die Ehrung zusammen mit seinem Team für seine Sendung "ZDF Magazin Royale", die Satire und Comedy mit investigativer Recherche kombiniert. Böhmermann hatte das Format nach seinem Wechsel vom Spartensender ZDFneo im ZDF-Hauptprogramm etabliert.
"Eigene Rechercheleistungen und für ein größeres Publikum satirisch aufbereitete Informationen, die sonst nur ein Fachpublikum erreicht hätten, sind zum Markenzeichen des 'ZDF Magazin Royale' geworden", begründete die Jury ihre Entscheidung. Böhmermanns Konzept basiere auf einer "simplen Überlegung": In einer Welt, in der Politiker "wie Clowns" agierten, hätten echte Clowns keine andere Wahl als selbst politisch zu werden. Für Böhmermann ist es bereits der sechste Grimme-Preis.
Erste Auszeichnung für das Sandmännchen
Der Kinder-Klassiker "Unser Sandmännchen" erhält die Trophäe zum ersten Mal. Die Auszeichnung geht an Stefan Schomerus (Buch/Regie) und Tine Kluth (Animation) für eine RBB-Produktion, die im Juni 2022 zum ersten Mal im KiKA ausgestrahlt wurde. Der Sandmännchen-Film behandelt ein sogenanntes Recycling-Fahrzeug - aus gebrauchten und defekten Dingen entsteht darin auf Knopfdruck etwas Neues.
"Besonders gelungen findet die Jury die Modernisierung der Animation und die Beschäftigung mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit, das hier - wie immer ohne Worte - kindlich begreifbar gemacht wird", heißt es in der Begründung. Der Sandmann, der abendlich Kinder über das Fernsehen in die Schlafenszeit begleitet, ist schon mehr als 60 Jahre alt - 1959 wurde "Unser Sandmännchen" erstmals im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Der kleine Mann ist Deutschlands dienstälteste Kinderfernsehen-Figur und hat den Sandmann aus dem Westen überlebt.
Schon mehr als 60 Jahre alt - und nun auch erstmals mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet: das Sandmännchen.
Insgesamt wurden 16 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise bekanntgegeben. Besonders gut schneidet 2023 das ZDF ab. Neben Böhmermann konnten zum Beispiel die Serie "Neuland" und der Film "Die Wannseekonferenz" die Jury überzeugen. Auch das Drama "Im Feuer - Zwei Schwestern" bekam einen Grimme-Preis zugeteilt. Es begleitet eine junge Bundeswehrsoldatin auf der Suche nach ihrer im Irak vermissten Schwester.
Mehrere ARD-Produktionen ausgezeichnet
Mit dem Preis für die "besondere journalistische Leistung" zeichnete die Grimme-Jury die Redaktion des RBB-Politmagazins Kontraste aus. Gewürdigt wurden ihre "kontinuierlichen investigativen Recherchen zu Randthemen des Rechtsradikalismus".
Auch mehrere Dokumentationen konnten Grimme-Preise ergattern - darunter "Atomkraft Forever" (SWR/NDR) und "Die Story im Ersten: Leben nach Butscha – Trauma und Hoffnung" (WDR).
Zudem können sich mehrere Formate, die sich mit Vielfalt in der Gesellschaft beschäftigen, über eine Auszeichnung freuen. Ein Preis wird an das Format "Queer Eye Germany" des Streamingdienstes Netflix vergeben, in dem queere Lifestyle-Experten das Leben ihrer Kandidaten zum Positiven verändern wollen. "Echte Empathie und Sensibilität im Ausdruck sind ein seltenes Gut auf dem Gebiet des Reality-Fernsehens", würdigte die Jury die Show.
Die Kabarretistin und Schauspielerin Maren Kroymann bekommt die besondere Ehrung im Rahmen des Grimme-Preises.
Preise werden am 21. April vergeben
Einen weiteren Preis bekam Netflix für die Serie "KLEO" zugesprochen. Ebenfalls bedacht wurde das Vox-Format "Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer". In der Sendung macht TV-Koch Mälzer Menschen mit Trisomie 21 fit für den Restaurant-Betrieb. Das Format gewann nicht nur einen Grimme-Preis, sondern auch den sogenannten Publikumspreis.
Die sogenannte besondere Ehrung im Rahmen des Grimme-Preises geht in diesem Jahr an die Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann. Mit ihrem Schaffen und Wirken stehe die 73-Jährige "für die kraftvolle Vielfalt weiblicher Identitäten im deutschen Fernsehen", hieß es zur Begründung. "Dabei hat sie die Hürden und Entwertungen der traditionell männlich geprägten Fernsehkultur durchleben müssen, wovon sie sich aber nicht hat entmutigen lassen, im Gegenteil."
Bei der besonderen Ehrung handelt es sich um eine spezielle Auszeichnung, die der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) - der Stifter des Grimme-Preises - verleiht. Laut Statut wird sie Persönlichkeiten zugesprochen, die sich in herausragender Weise um das Fernsehen verdient gemacht haben.
Die Grimme-Preise sind nicht mit Geld verbunden, gelten unter Fernsehleuten aber als hochrenommiert. Seit 1964 werden sie jährlich verliehen. Übergeben werden die Trophäen am 21. April in Marl in Nordrhein-Westfalen.