Aufarbeitung der Corona-Pandemie Verlorene Jahre
Bundesweit wird eine Enquete-Kommission gefordert, um aufzuarbeiten, welche Schlüsse aus der Corona-Krise gezogen werden müssen. Besonders mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen ist das bitter nötig.
Wie sagte es Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister der CDU während der Corona-Jahre und einer der Maßnahmen-Entscheider? "Wir werden uns viel verzeihen müssen."
Besonders bei Kindern und Jugendlichen muss die Politik um Verzeihung bitten. Sie durften nicht zum Sportverein, Spielplätze waren geschlossen, Schule fiel aus oder fand notdürftig digital statt. Vorausgesetzt, es gab ein Smartphone, Tablet oder einen Computer zu Hause.
Aufgrund der Ausgangssperren gab es kein Entrinnen vom Elternhaus - ein Albtraum für jeden Teenager. Für diejenigen, die in beengten Wohnverhältnissen lebten, kaum ertragbar. Jugendliche, die sich heimlich in Parks trafen, wurden öffentlich an den Pranger gestellt.
Rückblickend gelten Schulschließungen als unnötig
Übergewicht, Depressionen, riesige Bildungslücken - verschiedene Studien belegen die Traumata der Generation Corona. Manche Kinder- und Jugendpsychotherapeuten sprechen sogar von einer "verlorenen Generation".
Rückblickend gelten monatelange Schulschließungen als Fehler und unnötig. Politisch Verantwortliche verweisen auf damalige Empfehlungen der Virologen und des RKI. Die wiederum kontern, die Entscheidung habe immer bei der Politik gelegen.
Dieses Hin- und Hergeschiebe der Verantwortung muss aufhören. Die damaligen falschen Entscheidungen müssen klar benannt und aufgearbeitet werden. Mehr noch: Sie müssen wiedergutgemacht werden.
Keine Zeit, um Dinge nachzuholen, die Spaß machen
Das Leben von Millionen Kindern und Jugendlichen wurde während der Corona-Jahre durch politisches Handeln auf Pause gestellt, um sie danach genau an derselben Stelle wieder weiterlaufen zu lassen. Aufarbeitung von Lernlücken? Fehlanzeige!
An vielen Schulen finden die Abschlussprüfungen dieses Jahr wieder ohne Rücksicht auf die verlorene Schulzeit statt. Ausreichend Psychotherapie-Plätze für Kinder und Jugendliche gibt es nach wie vor nicht. Dabei ist der Bedarf so hoch wie nie.
Nachholen von Schulfahrten oder mehr Dingen, die einfach nur Spaß machen? Keine Zeit, denn sie haben ja schon so viel Lernstoff verpasst.
Es braucht langfristige Konzepte
Die paar Milliarden Euro, die das Bundesfamilienministerium den Ländern zum Aufholen von Lernrückständen oder Freizeitaktivitäten nach der Corona-Zeit zur Verfügung gestellt hat, sind nicht mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Es braucht langfristige, finanziell gut ausgestattete Konzepte für Schulen, Kitas und alle Bereiche, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern. Deren Vertreter müssen mit am Tisch sitzen, wenn die Corona-Zeit jetzt aufgearbeitet wird.
Genauso wie die Jugendlichen selbst - damit etwas heilen kann. Und damit bei der nächsten Krise nicht kopflos über die prägenden Jahre einer ganzen Generation entschieden wird.