Charles III. im Bundestag Alles - nur nicht gewöhnlich
Bei seinem Redemanuskript hatte vermutlich die britische Regierung die Federführung, aber Charles III. hat dennoch etwas Außergewöhnliches geleistet. Lustig und etwas schrullig war es obendrein.
Jan Korte von der Linkspartei hat wohl gewusst, warum er verhindern wollte, dass der britische König Charles III. vor dem Bundestag spricht. Korte begründete es damit, dass Charles weder gewählt sei noch etwas Außergewöhnliches geleistet habe. In Wirklichkeit hat der Linken-Politiker aber wohl geahnt, dass ihm da starke Konkurrenz im Bundestag blüht. Denn Korte ist ein prima Redner. König Charles III. war da harte Konkurrenz. Wenn alle so reden würden wie er, wäre Bundestags-TV wahrscheinlich ein Quotenhit.
König Charles ist ein echter Reden-Profi. Er balancierte gekonnt zwischen historischen Begebenheiten im deutsch-britischen Verhältnis, persönlichen Anekdoten mit seiner Mutter, der verstorbenen Queen Elizabeth II., in Deutschland - und der gemeinsamen Haltung von Briten und Deutschen im Ukraine-Krieg.
Er freute sich auf Musik des Deutschen Georg Friedrich Händel zu seiner bevorstehenden Krönung und war sich auch nicht zu schade, den legendären Satz: "The same procedure as every year, Miss Sophie" aus "Dinner for One" unterzubringen. Im selben upperclass english wie Butler James. Großes Gelächter im Bundestag.
Der schrullige Onkel aus London
Selbstverständlich hat Charles III. diese Rede nicht allein geschrieben. Die Redenschreiber der britischen Regierung hatten da wohl die Federführung, Downing Street hat ihn schließlich nach Deutschland geschickt. Das Ziel der Rede war klar: Wir Briten wollen wieder Europas beste Freunde sein. Darum fiel das Trennungswort Brexit auch kein einziges Mal. Es ging ausschließlich um Gemeinsamkeiten.
Um das sympathisch rüberzubringen, war Charles aber genau der Richtige: Er wirkte wie der nette, etwas schrullige aber belesene Onkel aus London, der für seinen Besuch extra noch mal seine Deutschkenntnisse aufpoliert hat, der seine deutschen Verwandten kennt und irgendwie auch ein bisschen gern hat.
Insofern hat Jan Korte von der Linkspartei nur halb recht. Ja, Charles III. ist nicht demokratisch gewählt - aber heute hat er Außergewöhnliches geleistet.