Jahresrückblick 1999 Regierungspolitik 1999
Zum ersten Mal seit langem liegen die Sozialdemokraten in Meinungsumfragen vor der Union. Die SPD ist seit ihrem Parteitag einig wie selten zuvor. Doch Bundeskanzler Gerhard Schröder geht 1999 durch ein Wechselbad der Gefühle.
Das Jahr beginnt vielversprechend für Gerhard Schröder. Große Projekte werden direkt angegangen: Steuerreform, Atomausstieg und Entschädigungsfonds.
Im März tritt Finanzminister und SPD-Parteichef Oskar Lafontaine von seinen Ämtern zurück - der erste und wahrscheinlich schwerste Rückschlag in Schröders Amtszeit. Schröder übernimmt auch das Amt des Parteivorsitzenden.
Kosovo-Krieg und innenpolitsiche Pannen
Ende März beginnt der Kosovo-Krieg. Die NATO bombardiert Jugoslawien - deutsche Tornados fliegen mit. Der Krieg verschafft der rot-grünen Regierung unerwartete Popularität und überdeckt die innenpolitischen Pannen und Probleme - keines der Reformprojekte kommt voran.
Gerhard Schröder startet einen verhängnisvollen Vorstoß: Das Schröder-Blair-Papier. Was zum "Evangelium der neuen Mitte" werden soll, wird ein "Rohrkrepierer". Seine Lifestyle-Fotos bringen gestandene Sozialdemokraten in Rage und Schröder in eine Image-Krise: Er wird als "Kaschmir- und Cohiba-Kanzler" verhöhnt. Im Herbst jagt eine Wahlniederlage die nächste.
Mehr soziale Wärme
Beim SPD-Parteitag schlägt Schröder den Ausgleichskurs ein, zeigt mehr soziale Wärme in seiner Rede und fährt ein blendendes Wahlergebnis als Parteivorsitzender ein. Dies gibt Rückenwind für's Regieren: Rentengipfel, Steuerreform, Entschädigungsfonds.
Durch mutiges Eingreifen bei der Holzmann-Pleite steigert Schröder seine Popularität weiter. Rollenwechsel: Der "Genosse der Bosse" gefeiert als "Boss der Genossen".