Jahresrückblick 1962 Lohnpolitik in der Krise
Dem Wirtschaftswachstum folgt eine Tarifkrise; Gewerkschaften fordern höhere Löhne. Erhard ruft zum "Maßhalten" auf.
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Zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kommt es zu den größten Differenzen seit Beginn des wirtschaftlichen Aufstiegs, jedoch sind sich beide Seiten über die Tarifautonomie einig. Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard ruft in einer Fernsehansprache Gewerkschaften, Arbeitnehmer und Verbraucher zum "Maßhalten" auf, da sich in der Bundesrepublik eine Wirtschaftskrise entwickle. Seine Mahnungen lösen eine Konjunkturdebatte aus, die sich verschärft, als die Autoindustrie ihre Preise erhöht. Die Regierung setzt eine Herabsetzung der Zölle für den Autoimport durch.
45.000 Bergarbeiter folgen dem Aufruf der Gewerkschaften und legen für acht Tage ihre Arbeit nieder. Weitere Streiks werden durch die Zusage einer Lohnerhöhung abgewendet. Daraufhin fordern auch Angestellte der Bundespost und der Bundesbahn eine bessere Bezahlung. Der neue DGB-Vorsitzende Ludwig Rosenberg betont seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Regierung bei der Behandlung wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen.