Jahresrückblick 1965 Erhard bleibt Bundeskanzler
Der Wahlkampf 1965 wird nach neuen Erkenntnissen und amerikanischen Methoden geführt. Die konservative Koalition kann die Regierung fortsetzen. Die teuerste Waffe der Bundeswehr, der Starfighter, droht zu einem Fiasko zu werden. Zu viele der Maschinen stürzen ab.
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Der Wahlkampf in der Bundesrepublik läuft auf Hochtouren. Die Wahlhelfer lassen sich von amerikanischen Vorbildern inspirieren und zeigen ein Feuerwerk von Einfällen.
38,5 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Von ihnen stimmen 33,4 Millionen Bürger ab. Die SPD erhält die meisten Stimmen, 12,8 Millionen, 39,3 Prozent. Die CDU liegt mit 12,5 Millionen, 38,2 Prozent, dicht dahinter. Die drei Millionen Stimmen für die CSU, 9,4 Prozent, bringen als Zünglein an der Waage den Wahlsieg für CDU/CSU. Die FDP erhält 3,1 Millionen Stimmen und damit 9,5 Prozent.
Wieder wird Ludwig Erhard zum Bundeskanzler gewählt. Die neue Regierung ist fast die Alte. Die konservative Koalition feilscht um einige Ämter und Köpfe, letztendlich wird die Bundesrepublik aber wie seit ihrer Gründung regiert.
Die Bundeswehr erhält aufgrund ihres 10-jährigen Bestehens 520 Traditionsfahnen. Das Aufstellungsziel der NATO ist für die Bundeswehr erreicht. Zwölf Divisionen in einer Stärke von 438.000 Mann sind den NATO-Befehlshabern unterstellt. Sie können nicht allein auf deutschen Befehl hin tätig werden. Dennoch mehren sich die Proteste aus dem Osten gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik. Rund 30 Prozent des Bundeshaushalts werden für die Verteidigung ausgegeben.
Die teuerste Waffe der Bundeswehr ist der "Starfighter". Ein Flugzeug kostet rund sechs Millionen Mark. Eine erschreckend hohe Anzahl dieser Mehrzweckdüsenmaschinen stürzt in diesem Jahr jedoch ab, und kosten viele Piloten das Leben. Die genaue Zahl der Unglücke und ihrer Opfer ist ein militärisches Geheimnis. Im Oktober wird ein vorübergehendes Startverbot für Starfighter ausgesprochen.