Entführter Entwicklungshelfer Deutsche Geisel in Mali freigelassen
Im April 2018 wurde ein deutscher Entwicklungshelfer in Westafrika entführt. Nun wurde er offenbar mithilfe eines Geheimdienstes freigelassen. Zwischenzeitlich hatte sogar die Bundeswehr-Eliteeinheit KSK nach der Geisel gesucht.
Afrika sei sein Leben gewesen, so berichten es Angehörige von Jörg L.. Jahrelang hatte sich der Entwicklungshelfer, der aus Bad Honnef aus der Region Bonn stammt, in Westafrika engagiert. Und zwar in einer gefährlichen Region der Subsahara. Im April 2018 wurde der deutsche Ingenieur schließlich in der umkämpften Gegend Tillabéri im Grenzgebiet zwischen Mali und Niger entführt. Bewaffnete Männer auf Motorräder sollen den Deutschen verschleppt haben.
Nach mehr als vier Jahren in Geiselhaft ist Jörg L. nun in Mali freigelassen worden. Er soll noch heute nach Deutschland gebracht werden. Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte zuerst darüber berichtet. Aus deutschen Sicherheitskreisen wird die Information mittlerweile bestätigt. Dem 63-jährigen Deutschen gehe es gesundheitlich gut, heißt es. Jörg L. war offenbar von islamistischen Kämpfern aus dem Umfeld der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verschleppt worden. Die Entführer sollen zwischenzeitlich Lösegeld in Millionenhöhe für den Deutschen gefordert haben.
Krisenstab des Auswärtigen Amtes
Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes war in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Fall befasst, der intern als "Entführungslage (EL) Grenze" bezeichnet wurde. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) war involviert. Vertreter des Außenministeriums und des Bundeskriminalamtes (BKA) hatten die Familie von Jörg L. zudem regelmäßig besucht, ebenso gab es Besuch und Beistand von einer Ex-Geisel, die ebenfalls in Westafrika entführt worden war.
Anfänglich hatte die Familie noch Lebenszeichen des verschleppten Entwicklungshelfers erhalten, meist in Form von Briefen. Seit rund anderthalb Jahren aber hörte die Familie nichts mehr. Im vergangenen Jahr dann sollen die deutschen Behörden einen neuen Mittelsmann zu den Entführern gefunden haben, jemand, der möglicherweise bei der Freilassung vermitteln konnte. Im Sommer dieses Jahres gab es dann Gerüchte aus Mali, wonach eine Freilassung bereits stattgefunden habe, was sich letztlich als falsch erwies.
Schließlich soll es nun ein Geheimdienst aus Nordafrika gewesen sein, der bei der Freilassung eine entscheidende Rolle gespielt haben soll. Mehrfach hatten sich BND-Vertreter mit Kollegen des nordafrikanischen Dienstes getroffen und Möglichkeiten der Verhandlung diskutiert. Zur Frage, ob Lösegeld floss, wollen sich deutsche Behörden und das Auswärtige Amt indes nicht äußern.
Zwischenzeitlich Bundeswehr beteiligt
Zwischenzeitlich war sogar die Bundeswehr an der Suche nach dem entführten Entwicklungshelfer beteiligt. Das Kommando Spezialkräfte (KSK) wurde nach Westafrika verlegt, um den Aufenthaltsort von Jörg L. ausfindig zu machen und die Möglichkeiten einer Befreiungsaktion abzuschätzen. Allerdings verlief die Suche erfolglos. Aktuell ist der Krisenstab des Auswärtigen Amtes noch mit weiteren Entführungsfällen befasst. Unter anderem wird eine deutsche Krankenschwester vermisst, die im Mai 2018 in Somalia entführt worden war.