Razzia nach Lübcke-Mord Mutmaßlicher Helfer als Neonazi bekannt
Im Fall Lübcke ist einer der mutmaßlichen Helfer von Stephan E. bereits 2006 zu einem der NSU-Morde als Zeuge vernommen worden. Nach Panorama-Recherchen gehörte er seit Jahren zur Kasseler Neonazi-Szene.
Zwei mutmaßliche Helfer des geständigen Täters im Fall Walter Lübcke sind festgenommen worden. Einer der Männer gehörte seit Jahren zur Kasseler Neonazi-Szene. Das haben Recherchen des ARD-Politikmagazins Panorama ergeben.
Markus H., der Stephan E. Waffen vermittelt haben soll, war bereits 2006 im Zusammenhang mit dem Mord an Halit Yozgat in Kassel vernommen worden. Wie sich später herausstellte, war Yozgat vom NSU ermordet worden. H. soll das Mordopfer Yozgat gekannt haben.
Als Neonazi bekannt
Markus H. war nach Panorama-Informationen jahrelang bei der Neonazi-Gruppe "Freier Widerstand Kassel" aktiv. Unter dem Pseudonym "Stadtreiniger" verbreitete er bereits vor mehr als zehn Jahren Hasskommentare auf den Internetseiten einer Lokalzeitung. "Die BRD ist nicht Deutschland", hieß es dort etwa. "Wenn ich mir das so recht überlege, sollte es wieder eine Reichskristallnacht geben", hatte "Stadtreiniger" im internen Forum des "Freien Widerstands Kassel" geschrieben. Screenshots der Einträge liegen Panorama vor.
Damals soll H. schon über die Beschaffung von Waffen und Sprengstoff diskutiert haben. 2006 war H. den Sicherheitsbehörden wegen des Brüllens von "Sieg Heil" und dem Zeigen des Hitlergrußes in einer Kneipe aufgefallen. Dafür wurde er später zu einer Geldstrafe verurteilt.
Am 1. Mai 2009 war Markus H. zusammen mit rund 400 Neonazis in Dortmund, als Rechtsextremisten eine Gewerkschaftskundgebung attackierten. Auch Stephan E. war damals dabei und wurde deswegen 2010 wegen Landfriedensbruch verurteilt.
H. nicht für Stellungnahme erreichbar
Wie aus dem Umfeld von Stephan E., der den Mord am CDU-Politiker Walter Lübcke gestanden hat, verlautet, soll Markus H. bis in die jüngste Zeit Kontakt zu Stephan E. gepflegt haben. Für Reporterinnen und Reporter von Panorama war H. in den vergangenen Tagen nicht zu sprechen. Der 43-Jährige wurde jetzt festgenommen und soll einem Haftrichter vorgeführt werden.