Nach Rekordfund in Hamburg Internationale Razzia gegen Drogenhändler
Seit den Morgenstunden durchsuchen Zoll und Polizei Objekte in Deutschland und anderen Ländern. Nach NDR-Informationen steht die Aktion im Zusammenhang mit einem Kokain-Rekordfund in Hamburg im vergangenen Jahr.
Fahnder von Zoll und Polizei haben in den frühen Morgenstunden zahlreiche Privatwohnungen und Geschäftsräume in Niedersachsen, Hamburg und in Schleswig-Holstein gestürmt. Zeitgleich liefen auch Razzien in anderen Ländern, darunter die Niederlande, Belgien und Paraguay. Insgesamt vollstreckten die Beamten mehr als ein Dutzend Durchsuchungsbeschlüsse.
Die internationale Aktion ist der Höhepunkt eines grenzüberschreitenden Ermittlungsverfahrens, an dem in Deutschland das LKA Niedersachsen federführend beteiligt ist. Es richtet sich gegen die mutmaßlichen Hintermänner einer Kokainlieferung von 16 Tonnen, die Hamburger Zollfahnder am 12. Februar 2021 beschlagnahmt hatten. Bei dem Rekordfund handelt es sich um die größte Kokainmenge, die in Europa jemals beschlagnahmt wurde.
Kokain war in Spachtelmasse versteckt
Der Fund des Kokains ging auf einen Tipp des niederländischen Zolls zurück. Der hatte über abgefangene Kommunikation von dem riesigen Deal erfahren und unter anderem eine neu gegründete Importfirma aus Rotterdam ins Visier genommen. Als die Firma mehrere Container aus Paraguay nach Hamburg orderte, verständigten die niederländischen Zöllner ihre Hamburger Kollegen. Diese ließen anschließend die komplette Bestellung in der Hamburger Container-Prüfanlage röntgen.
Eigentlich sollten die Container Spachtelmasse enthalten. Doch in den Metalldosen befanden sich neben der Spachtelmasse auch Kokainbarren. Insgesamt stellte der Hamburger Zoll an diesem Tag eine Kokainlieferung mit einem Bruttogewicht von 16 Tonnen sicher.
Ermittlungen nach Hintermännern
Im Zuge der Sicherstellungen in Deutschland konnte die belgische Polizei weitere sieben Tonnen Kokain im Hafen von Antwerpen sicherstellen, die ebenfalls an eine verdächtige Import-Firma in Rotterdam adressiert waren. Deren Geschäftsführer, der 29-jährige Atif S., wurde daraufhin von der niederländischen Polizei festgenommen. Allerdings war den Fahndern bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass Atif S. offenbar nicht auf eigene Rechnung gehandelt hatte.
Spur führt nach Niedersachsen
Im Zuge der in Deutschland eingeleiteten Ermittlungen konnten die Fahnder nach NDR-Informationen auch abgefangene Chats der Kryptotelefon-Anbieter SKY ECC und Encrochat auswerten. Diese gaben Hinweise auf ein international agierendes Netzwerk, das auch in Niedersachsen präsent war. Aus Niedersachsen heraus soll ein Teil der Gruppe sowohl im internationalen Kokain- als auch im Marihuana-Schmuggel mitgemischt haben.
Die Fahnder gehen auch dem Verdacht nach, dass zumindest ein Teil der gewaltigen Kokainmenge, die im Februar 2021 sichergestellt worden war, für den deutschen Markt bestimmt war. Offenbar verfügten die Verdächtigen über entsprechende Lagerhallen, um größere Drogenmengen umzupacken und zu lagern. Offenbar sollen sich unter den deutschen Verdächtigen auch Personen befinden, die die Ermittler zum Führungskreis der Drogenbande zählen.