Eine Bewohnerin sitzt in ihrem Zimmer im Johannes-Sondermann-Haus des AWO Altenzentrum in Heinsberg.
Exklusiv

Robert Koch-Institut Mindestens 14.000 Coronafälle in Heimen

Stand: 21.04.2020 03:01 Uhr

Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts gibt es in Heimen und Massenunterkünften mindestens 14.000 Coronafälle. Tatsächlich dürfte die Zahl viel höher liegen.

Mindestens 14.228 Coronafälle haben Alten- und Pflegeheime sowie andere Betreuungseinrichtungen und Massenunterkünfte bisher gemeldet. Nach einer Anfrage von NDR Info am Wochenende veröffentlichte das Robert Koch-Institut am Montagabend erstmals Zahlen zu diesem Bereich. Das RKI führt die "hohen Fallzahlen bei Betreuten und Tätigen in Pflegeeinrichtungen" auf die Ausbrüche dort in den vergangenen Wochen zurück. Die Zahlen dürften allerdings erheblich höher liegen, da bei 41 Prozent aller Meldungen Angaben dazu fehlten, in welchen Einrichtungen die Infektionen aufgetreten sind.

Nur 83.000 der insgesamt 142.000 offiziellen Meldungen enthielten Informationen darüber, ob die Coronafälle den Gesundheitsbereich, Betreuungseinrichtungen oder die Lebensmittelherstellung betreffen. Diese Einrichtungen sind laut Infektionsschutzgesetz relevant für das Infektionsgeschehen und müssen deshalb gemeldet werden. Rund ein Drittel der detaillierten Infektionsmeldungen entfällt auf diese relevanten Bereiche.

Betreuungseinrichtungen am stärksten betroffen

Mit 17 Prozent machen Betreuungseinrichtungen den größten Anteil aus. Dazu zählen neben Alten- und Pflegeheimen etwa auch Gefängnisse, Obdachlosen- und Flüchtlingunterkünfte. Dort gibt es 8592 Fälle unter den Betreuten und 5636 Fälle unter den Beschäftigten. Auf das Gesundheitswesen entfallen 11 Prozent der detaillierten Meldungen. Die Mehrheit stellen 7413 Mitarbeiter, von denen bisher 13 gestorben sind. Angaben über Todesfälle in den anderen relevanten Bereichen veröffentlichte das RKI zunächst nicht.

Kinder- und Jugendeinrichtungen wie Schulen, Kitas und Heime machen lediglich 4 Prozent (3649 Fälle) aus. Das Institut führt das auf die Schulschließungen sowie auf "das bislang niedrigere Erkrankungsrisiko bei Kindern" zurück. Nur knapp 1 Prozent (739 Fälle) entfällt auf Küchen, Lebensmittelproduktion und -handel gemeldet.

Die Berichte über Infektionen in Alten- und Pflegeheimen hatten sich in den vergangenen Wochen gehäuft. Allein in Niedersachsen wurde das Virus in rund 80 dieser Einrichtungen nachgewiesen, hatte das Gesundheitsministerium in Hannover am Wochenende mitgeteilt. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, vielerorts fehle es in Alten- und Pflegeheimen noch an Schutzkleidung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 21. April 2020 um 08:15 Uhr.