Prozess in München Zschäpe bestreitet NSU-Mittäterschaft
Am 248. Verhandlungstag hat Beate Zschäpe ihr Schweigen gebrochen. In einer von einem Anwalt verlesenen Erklärung bestritt sie, NSU-Mitglied gewesen zu sein. Auch an den Morden und Anschlägen sei sie nicht beteiligt gewesen.
Es war eine umfangreiche Erklärung, die Mathias Grasel, einer von Beate Zschäpes Pflichtverteidigern, vor dem Oberlandesgericht München verlas. Zschäpe sprach nicht selbst.
"Ich weise den Vorwurf der Anklage, ich sei ein Mitglied einer terroristischen Vereinigung namens NSU gewesen, zurück", hieß es im Wortlaut. Zschäpe behauptete, der NSU sei einzig und allein die Idee von Uwe Mundlos gewesen.
"Ich habe mich weder damals noch heute als Mitglied gesehen", so die 40-Jährige. Zschäpe bestritt zudem, an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen zu sein, die die Bundesanwaltschaft dem NSU vorwirft.
Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hätten sie jeweils erst hinterher darüber informiert. Sie sei fassungslos gewesen, als sie davon erfahren habe. Das Handeln der Freunde sei für Zschäpe "unerträglich und inakzeptabel" gewesen. Doch hätte sie sich gestellt, hätten sich Mundlos und Böhnhardt selbst getötet, deshalb habe sie sich gegen ein Aussteigen entschieden, so Zschäpe.
Zschäpe: "Fühle mich moralisch schuldig"
Zschäpe ließ weiter verlesen: "Ich fühle mich moralisch schuldig, dass ich zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge nicht verhindern konnte." Sie bat alle Opfer und deren Angehörige für die "von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt begangenen Straftaten" um Entschuldigung.
Zschäpe schilderte in ihrer Aussage auch eine schwierige Kindheit und Jugend in der DDR. Ferner beschrieb sie die Beziehung zu Mundlos und Böhnhardt: "Ich musste feststellen, die beiden brauchten mich nicht, ich brauchte sie. Gegenüber Mundlos hatte ich große freundschaftliche Gefühle und Uwe Böhnhardt liebte ich."
Sie sei eine Beziehung mit Böhnhardt eingegangen und so stärker in Kontakt zu Böhnhardts Freunden gekommen, die nationalistischer eingestellt gewesen seien als die von Mundlos.
Zschäpe betonte auch die zentrale Rolle des ehemaligen V-Manns Tino Brandt in der Jenaer Neonazi-Szene.
Zschäpe droht lebenslang Gefängnis
Seit Mai 2013 steht die mutmaßliche Rechtsterroristin vor Gericht. Dem NSU, dem laut Bundesanwaltschaft Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt angehörten, werden neun Morde an Migranten und die Ermordung einer Polizistin vorgeworfen. Mundlos und Böhnhardt hatten sich im November 2011 nach einem missglückten Überfall mutmaßlich selbst getötet. Kurz darauf stellte sich Zschäpe der Polizei.
Zschäpe wird beschuldigt, unter anderem an zehn Morden, zwei Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen als Mittäterin beteiligt gewesen zu sein. Außerdem wird ihr Brandstiftung vorgeworfen. Der 40-Jährigen drohen eine lebenslange Freiheitsstrafe, die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und Sicherungsverwahrung.