Eine Stunde mehr Zeitumstellung - aber wie lange noch?
Um 3 Uhr nachts ist es wieder so weit: Die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt. Dabei schien 2018 das Ende der Zeitumstellung schon besiegelt - doch selbst eine Abschaffung im Jahr 2021 wird immer unwahrscheinlicher.
Einmal im Jahr ist die Zeitumstellung für Langschläfer eine schöne Sache - heute ist es so weit: In der Nacht auf Sonntag kommt eine Stunde obendrauf. Um 3 Uhr wird die Zeit auf 2 Uhr zurückgestellt, es gilt wieder die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Dann ist es morgens früher hell und nachmittags eher dunkel.
Auch, weil im Gegenzug in einem halben Jahr wieder eine Stunde abgeknapst wird, hat die Zeitumstellung viele Kritiker. Das zweimalige Umstellen im Jahr habe Schlafstörungen, Konzentrations- und Leistungseinbußungen zur Folge, bemängeln sie. Besonders bei den Deutschen ist die Zeitumstellung unbeliebt: In einer Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK-Gesundheit befürworteten 79 Prozent ihre Abschaffung.
Abschaffung war eigentlich für 2019 geplant
Und eigentlich schien das Ende ja schon ausgemachte Sache. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte die Abschaffung im September 2018 angekündigt, nachdem sich bei einer EU-weiten Onlineumfrage 84 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen hatten. Österreich, das zu diesem Zeitpunkt den rotierenden Vorsitz im Rat der Mitgliedstaaten innehatte, setzte das Thema auf seine Prioritätenliste, erreichte aber keine Einigung.
Ursprünglich wollte die EU-Kommission die Uhr schon 2019 zum letzten Mal umstellen. Demnach hätte jedes Land für sich entscheiden sollen, ob es dauerhaft die Normal- oder Sommerzeit einführt. Das EU-Parlament unterstützt den Vorschlag grundsätzlich und sprach sich im März für ein Ende der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 aus. Aber noch immer hapert es an Absprachen der Mitgliedsländer, um zu verhindern, dass ein Flickenteppich verschiedener Zeitzonen entsteht.
Finnland skeptisch
So wird nun auch ein Ende im Jahr 2021 zunehmend unwahrscheinlich. Eine Sprecherin der finnischen EU-Ratspräsidentschaft sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, der Rat habe noch keine Position. Es sei auch unklar, ob das Thema beim nächsten Treffen der zuständigen EU-Verkehrsminister Anfang Dezember - der nächsten offiziellen Gelegenheit, es abzuschließen - überhaupt auf der Tagesordnung stehen werde. Viele Staaten befürchteten, dass es zu einer Aufteilung auf unterschiedliche Zeitzonen kommen könnte.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage der Funke-Zeitungen, vor einer Entscheidung müssten die EU-weiten Auswirkungen einer Abschaffung der Zeitumstellung analysiert werden. Für die Bundesregierung sei es entscheidend, "Zeitinseln und Friktionen im Binnenmarkt zu vermeiden". Grundsätzlich ist die Bundesregierung für ein Ende der Zeitumstellung, sie lässt aber noch offen, welche der beiden Zeiten dann gelten soll.
Appell an von der Leyen
Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese kritisierte, die EU-Staaten hätten das Thema immer weiter auf die lange Bank geschoben. "Noch könnte der vom EU-Parlament beschlossene Plan, die Zeitumstellung 2021 abzuschaffen, eingehalten werden", sagte er laut dem Bericht. "Aber wenn die finnische Ratspräsidentschaft eine Positionierung der EU-Staaten jetzt nicht noch bis Jahresende vorantreibt, wird man den Termin leider verschieben müssen." Liese forderte die künftige Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) in einem Schreiben auf, die Mitgliedsstaaten zu einer schnellen Entscheidung zu drängen.
EU-Kommissar Oettinger erklärte dagegen , er sei "nicht traurig, wenn es mit der Abschaffung der Zeitumstellung nicht klappt". In der Düsseldorfer "Rheinischen Post" verwies er darauf, dass der europäische Binnenmarkt auf eine gemeinsame Zeitzone getaktet sei. Außerdem würden die Kinder "einen wesentlichen Teil des Jahres im Dunkeln zur Schule gehen, wenn Deutschland die Sommerzeit dauerhaft einführen würde".