Appell an Bundesregierung Kommission fordert mehr Tempo bei KI-Forschung
Experten zufolge hinkt Deutschland bei der Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz hinterher. Aufgebaut werden müssen mehr Rechenkapazitäten und KI-Kompetenzen. Ein entsprechendes Gutachten wurde an Kanzler Scholz übergeben.
Aus Sicht der Expertenkommission Forschung und Innovation muss Deutschland bei der Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz mehr tun. Das geht aus einem Gutachten hervor, dass in Berlin an Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger übergeben wurde. "Deutschland und Europa stehen zurzeit nicht in der weltweit ersten Reihe der KI-Entwickler und es können hier Abhängigkeiten entstehen, die man nicht haben möchte", sagte der Vorsitzende der Kommission, Uwe Cantner, in Berlin.
Die großen Player seien die USA und China. Deutschland und Europa müssten zum Beispiel Rechenkapazitäten aufbauen und KI-Kompetenzen halten. "Darauf kommt es jetzt an, da darf auch keine Zeit mehr verstreichen", so Cantner bei der Übergabe des Gutachtens. Da die Pläne der Bundesregierung sehr langfristig seien, sei "das Erreichen der gesetzten Ziele innerhalb der laufenden Legislaturperiode illusorisch", schreiben die Autoren.
Künstliche Intelligenz im Schatten von Konflikten
In dem Gutachten wird auch die Befürchtung geäußert, dass Innovation und Forschung durch Finanzierungsstreitigkeiten Schaden nehmen könnten. Durch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem November habe sich die "budgetäre Konkurrenz" zusätzlich verschärft, etwa wenn es um die Finanzierung wichtiger Digitalisierungsprojekte gehe. Auch die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie die trüben Wirtschaftsaussichten könnten das Problem verschärfen, hieß es. Technologische Transformationen erforderten "massive Investitionen, die letztlich von der Bevölkerung getragen werden müssen", schreiben die Wissenschaftler.
Konkret lobt der Bericht aber etwa die Einberufung der Gründungskommission für die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) in Erfurt. Damit nehme "ein zentrales innovationspolitisches Vorhaben der Bundesregierung endlich Gestalt an." Die DATI solle noch in diesem Jahr "final gegründet werden und kontinuierlich ihre Arbeit aufnehmen", sagte Stark-Watzinger. Die Agentur soll dazu beitragen, Forschungsergebnisse durch den Transfer von Ideen, Wissen und Technologie wirtschaftlich und gesellschaftlich anwendbar zu machen.
Keine Furcht vor Künstlicher Intelligenz
Bundeskanzler Scholz sagte, es gehe darum, "dass wir uns nicht zu sehr fürchten vor der Künstlichen Intelligenz". Es müsse sichergestellt werden, dass Unternehmen und Forscher die KI in Deutschland einsetzen könnten. Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger befürchtet indes, "dass aufgrund zunehmender geopolitischer Zwänge sowie aufkommender innenpolitischer Spannungen" die langfristige Orientierung in Richtung Transformation "einer eher kurzfristig ausgerichteten Krisenbewältigungspolitik weichen könnte."
Die aus sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestehende Kommission berichtet jährlich der Bundesregierung zum Stand der Forschung und Innovation in Deutschland. Die EFI wurde 2006 von der Bundesregierung eingesetzt, um regelmäßig forschungs- und innovationspolitische Empfehlungen zu erarbeiten.