Warnung im Katastrophenfall Handy-Warnsystem Cell Broadcast ist aktiv
Das Handy-Warnsystem Cell Broadcast ist ab sofort deutschlandweit verfügbar. Es soll Menschen mit einem lauten Ton vor Katastrophen warnen. Anlass für die Einführung war die Unwetterkatastrophe im Jahr 2021.
Das Warnsystem Cell Broadcast ist nach Informationen der drei deutschen Handynetzbetreiber ab heute überall in Deutschland aktiv. Man habe die Technologie in allen 26.500 Mobilfunkstationen integriert, teilte Vodafone mit. Auch die Deutsche Telekom und Telefónica (O2) gaben grünes Licht. Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas sagt: "Kein anderes System erreicht im Notfall so viele Menschen in einem Gefährdungsgebiet."
Über Cell Broadcast erhalten Handys einen Warntext und spielen einen schrillen Ton ab, um im Ernstfall vor Katastrophen zu warnen. Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingewählt sind.
Lautes schrillen auch im Lautlos- oder Schlafmodus
Cell Broadcast soll etablierte Warnmittel wie Radiodurchsagen oder Sirenen ergänzen. Dabei muss keine App installiert werden, anders als zum Beispiel bei NINA, der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes. Handys geben auch dann den Warnton von sich, wenn sie stumm geschaltet sind. Im Flugmodus funktioniert Cell Broadcast nicht, da der Kontakt zum Handynetz fehlt. In vielen europäischen Staaten wird dieses System bereits genutzt, beispielsweise um vor Waldbränden oder Erdbeben zu warnen.
Ältere Handys bleiben außen vor
Cell Broadcast funktioniert nicht bei allen Handys. Ältere Modelle erhalten keine Benachrichtigung. Bei Smartphones funktioniert es nur dann, wenn die Software auf dem neusten Stand ist. Laut Vodafone sind rund ein Viertel der Mobilfunkgeräte nicht in der Lage, Cell Broadcast zu empfangen. Außerdem haben schätzungsweise vier Prozent der Menschen in Deutschland kein Handy.
Wichtig sei, den Kreis der Menschen, die erreicht werden sollen, so umfassend wie möglich zu erweitern, sagte Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale NRW. "Bei den digitalen Lösungen ist insbesondere auf eine breite Verfügbarkeit für eine Vielzahl von Geräten zu achten."
System seit Warntag verbessert
Am deutschlandweiten Warntag Anfang Dezember wurde das System erstmals getestet. Es seien Ergebnisse gesammelt worden, um das System weiter zu verbessern, so ein Telekom-Sprecher. Ausgelöst werden die Warnmeldungen von den jeweiligen Landesbehörden, die für Katastrophenfälle zuständig sind.
Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Die Flutkatastrophe hatte gezeigt, dass die Warn-Apps und klassischen Sirenen nicht ausgereicht haben, um die Bevölkerung flächendeckend vor der Gefahr zu warnen.
Schutz vor Hackerangriffen
Bundestagsabgeordneter Maik Außendorf (Bündnis 90/Die Grünen) betont, wie wichtig es sei, das System vor Missbrauch zu schützen: "Sollte das System gehackt werden und eine fremde Macht irreführende Mitteilungen verschicken, könnte das Deutschland in Krisensituationen destabilisieren." Derzeit sei ein Missbrauch nicht abzusehen.