Kriminalstatistik für 2022 Zahl der Straftaten in Deutschland gestiegen
2022 ist erstmals seit fünf Jahren die Zahl der Straftaten wieder gestiegen - um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik war der Anstieg bei Raubdelikten, Wirtschaftskriminalität und Diebstahl besonders stark.
Die Kurve in der Kriminalstatistik ging jahrelang herunter - jetzt steigt sie zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden im vergangenen Jahr bundesweit mehr als 5,6 Millionen Straftaten registriert. Das sind 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote sank im gleichen Zeitraum um 1,4 Prozentpunkte auf 57,3 Prozent.
Besonders stark war der Anstieg 2022 unter anderem bei den Delikten Taschendiebstahl, Ladendiebstahl, Wohnungseinbrüchen, Wirtschaftskriminalität und bei Raubdelikten.
Dass die Zahl der strafrechtlich relevanten Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, das Asyl- und das EU-Freizügigkeitsgesetz zunahm, dürfte mit dem deutlichen Anstieg der Zahl der unerlaubten Einreisen zusammenhängen. Hier sowie bei den Eigentumsdelikten spielt auch die Aufhebung von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine Rolle. Diese Maßnahmen hatten irreguläre Grenzübertritte erschwert.
Zudem hatten die Menschen in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021 mehr Zeit als sonst in der heimischen Wohnung verbracht. Dadurch gab es weniger Tatgelegenheiten für Taschendiebe und Einbrecher.
Zunahme der Gewaltkriminalität
Bei der Gewaltkriminalität stellte die Polizei sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 eine Zunahme fest. Mit rund 197.000 Fällen gab es den Angaben zufolge 2022 fast 20 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr und knapp neun Prozent mehr als 2019.
Auffällig ist, dass der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen bei der "Verbreitung pornografischer Schriften" mit rund 41 Prozent sehr hoch ist. Hier spielt nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugendliche oft ohne zu wissen, dass dies strafbar ist, in Gruppenchats bei WhatsApp, Instagram, Snapchat oder auf anderen Kanälen unangemessene Bilder teilen.
Insgesamt erfassten die Beamten rund 93.000 Verdächtige, die jünger als 14 Jahre alt waren. Das ist ein Anstieg von mehr als 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen steigt laut Statistik. Die häufigsten Taten bei Kindern und Jugendlichen sind Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Kriminalstatistik zeigt nur das Hellfeld der Straftaten
Das Bundeskriminalamt stellt die Daten für die Kriminalstatistik auf der Grundlage der von den 16 Landeskriminalämtern gelieferten Landesdaten zusammen. Das BKA weist zudem jedes Jahr darauf hin, dass die registrierten Fälle immer nur das sogenannte Hellfeld abbilden, also die Zahl der Straftaten, die der Polizei bekannt geworden sind.
Ändert sich das Anzeigeverhalten - etwa weil sich aufgrund der Berichterstattung über eine bestimmte neue Betrugsmasche mehr Geschädigte melden - wird dieses Hellfeld größer.