Prognose für 2021 Erstmals mehr als eine Million Todesfälle
Im vergangenen Jahr verzeichnete die amtliche Statistik etwa 985.000 Sterbefälle in Deutschland. In diesem Jahr dürfte erstmals die Schwelle von einer Million überschritten werden. Das hat auch - aber nicht nur - mit Corona zu tun
Erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik werden in diesem Jahr mehr als eine Million Sterbefälle erwartet. Wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) mitteilte, dürfte den Schätzungen zufolge die Zahl der Todesfälle in Deutschland bis zum Jahresende zwischen 1,02 Millionen und 1,03 Millionen liegen. Im vergangenen Jahr hatte die amtliche Statistik etwa 985.000 Sterbefälle registriert, im Jahr 2010 nur 859.000.
Hauptursache für diese Entwicklung ist dem BIB zufolge die alternde Gesellschaft. Aus demografischer Sicht sei schon länger absehbar gewesen, dass die jährlichen Todesfallzahlen die Millionengrenze übersteigen würden, so das Institut. "Die Corona-Pandemie, die überwiegend bei älteren Menschen zu einer Zunahme von Sterbefällen geführt hat, hat diese Entwicklung ein wenig beschleunigt", erklärte der BIB-Demograf Michael Mühlichen.
Vor rund einer Woche hatte das Statistische Bundesamt von einer durch Corona verursachten Übersterblichkeit in Deutschland berichtet. "Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre", sagte der Vizepräsident der Statistikbehörde, Christoph Unger dazu. Der Anstieg sei nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, "sondern maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst".
Insgesamt starben im Jahr 2020 den Angaben zufolge bundesweit rund fünf Prozent - oder 46.000 Verstorbene - mehr als im Jahr 2019. Allein aufgrund der Alterung der Bevölkerung war demnach nur ein Anstieg der Sterbefallzahlen um etwa zwei Prozent zu erwarten gewesen, wie das Statistikamt erklärte.
Häufigste Todesursache Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Laut den BIB-Forschern ist absehbar, dass insgesamt aber auch 2021 andere Todesursachen als Covid-19 dominierender sein werden - das macht ein Blick auf die Statistik des vergangenen Jahres klar: So starben 2020 in Deutschland laut Todesursachenstatistik 338.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das ist jeder dritte Sterbefall. Weitere 240.000 Todesfälle (24 Prozent) gingen auf neue Krebs- und Tumor-Erkrankungen zurück. An einer Corona-Erkrankung als Grundleiden starben im vergangenen Jahr etwa 40.000 Menschen (vier Prozent) - davon entfielen 94 Prozent auf die Altersgruppe von 65 Jahren und älter.
Wie viele Menschen im laufenden Jahr an oder mit Corona sterben werden, lässt sich noch nicht prognostizieren. Für die Monate Januar bis November gibt das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl in seiner vorläufigen Statistik mit etwas mehr als 60.000 an.