Erster Fall der Tierseuche Schweinepest in Deutschland - und nun?
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Tierseuche und für Menschen ungefährlich. Für Haus- und Wildschweine endet sie aber meist tödlich. Wie wird das Virus übertragen - und was passiert nun? Ein Überblick.
Was ist die Afrikanische Schweinepest?
Die Afrikanische Schweinepest ist eine anzeigepflichtige und unter Schweinehaltern gefürchtete Tierseuche, die durch Viren übertragen wird.
Wie gefährlich ist die Afrikanische Schweinepest?
Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Für Hausschweine und Wildschweine endet die Krankheit aber meist tödlich. Eine Impfung gibt es bislang nicht. Der Erreger ist sehr widerstandsfähig, in der Umwelt kann er lange überleben, etwa im Kot von kranken Tieren. Auch wenn ein erkranktes Wildschwein stirbt und im Wald verwest, bleibt das Virus mehrere Wochen bis Monate infektiös. Im Rohschinken überlebt das Virus über Monate, in Gefrierfleisch bleibt es sogar jahrelang ansteckend.
Woher kommt die Tierseuche?
Ursprünglich war die Afrikanische Schweinepest weitgehend auf Afrika begrenzt. Ausnahmen in Europa waren die Iberische Halbinsel und Sardinien. Inzwischen kommt die Seuche auch in Ost- und Mitteleuropa und in vielen asiatischen Ländern vor.
In Deutschlands Nachbarland Polen grassiert die Krankheit schon seit 2014. Dort gab es in diesem Jahr knapp 70 Fälle, meistens auf Höfen, die nur wenige oder einzelne Hausschweine halten.
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts breitete sich die Seuche ab 2007 von Georgien in die Nachbarländer aus. Seit 2014 tritt sie in den baltischen Staaten und Polen auf, 2017 erreichte sie Tschechien, Moldawien und Rumänien. Im Jahr 2018 wurden erste Fälle in Ungarn und Bulgarien gemeldet, außerdem in Belgien und in China. 2019 kamen weitere osteuropäische und asiatische Staaten hinzu: die Slowakei und Serbien - außerdem die Mongolei, Vietnam, Kambodscha, Nordkorea, Myanmar, Südkorea, Philippinen, Ost-Timor, Indonesien und Laos. Seit Anfang 2020 hat es auch Ausbrüche bei Hausschweinen in Griechenland und in Indien gegeben.
Wie breitet sich die Seuche aus?
Die Krankheit kann direkt von Tier zu Tier übertragen werden, durch Sekrete, Blut oder Sperma. Wildschweine können sich aber zum Beispiel auch anstecken, indem sie Wurst oder Fleisch von infizierten Tieren fressen - etwa wenn jemand die Reste seines Proviants einfach am Straßenrand weggeworfen hat. Das Virus kann auch auf Autos und Lastwagen verbreitet werden. So erklären sich große geografische Sprünge in der Ausbreitung. Auch an Jagdausrüstung, Stiefeln und Kleidung kann der widerstandsfähige Erreger haften.
Was passiert, wenn die Afrikanische Schweinepest bei einem Wildschwein nachgewiesen wird?
Das regelt die Schweinepest-Verordnung. Als erstes richten die Behörden Bezirke ein, in denen ab sofort strenge Regeln greifen. Wer von außen kommt, wird durch Schilder am Straßenrand gewarnt. Darauf steht dann zum Beispiel "Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen - Pufferzone". Oder einige Kilometer näher am Geschehen: "Gefährdetes Gebiet". Jäger können dort verpflichtet werden, gezielt nach verendeten Tieren zu suchen und verstärkt Wildschweine zu jagen. Zusätzlich können mobile Zäune bei der Eindämmung der Seuche helfen. So soll der Fundort des Wildschweins in der Gemeinde Schenkendöbern in Brandenburg in einem Umkreis von vier Kilometern eingezäunt werden.
Warnung vor der Schweinepest auf einem Autobahnparkplatz in Mecklenburg-Vorpommern
Von jedem toten Wildschwein werden Proben genommen und zur Untersuchung auf die Afrikanische Schweinepest an ein staatliches Labor geschickt.
Die Schweinehalter in der Gegend müssen unter anderem dafür sorgen, dass ihre Schweine nicht mit Wildschweinen in Berührung kommen - das liegt auch im Eigeninteresse der Bauern. Deshalb bekommen die Hausschweine dann auch keinen Auslauf mehr. Außerdem ist auch die Desinfektion an Stalltüren ein Muss. Hunde dürfen nur noch unter Aufsicht rausgelassen werden.
Was heißt das für den Schweinefleisch-Export?
Deutschland ist nun nicht mehr seuchenfrei. Das hat Folgen, schließlich gehört Deutschland zu den größten Schweinefleisch-Exporteuren der Welt. China und andere asiatische Länder verhängen in der Regel Importverbote für Fleisch aus Regionen, in denen die Pest festgestellt wurde. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wollte sich aber noch nicht zu Exportauswirkungen in Drittstaaten äußern.
Im Jahr 2019 wurden aus Deutschland laut Statistikamt rund 2,4 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportiert. Davon gingen rund 1,9 Millionen Tonnen in EU-Länder. Einschränkungen wird es laut Ministerin Julia Klöckner nur für Schweinehalter geben, die in einem Restriktionsgebiet liegen, das von der Landesregierung in Brandenburg noch festzulegen sei. Kein Schweinefleisch dürfe dieses Gebiet verlassen.