Sächsischer Landtag in Dresden
SachsenTrend

Vorwahlumfrage Schwarz-Rot in Sachsen ohne Mehrheit

Stand: 22.08.2019 18:01 Uhr

In Sachsen nähert sich die SPD laut ARD-Umfrage der Fünf-Prozent-Hürde. Die Große Koalition hat demnach - trotz starker CDU - keine Mehrheit mehr. Großer Gewinner dürfte die AfD werden.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von der CDU ist seit Dezember 2017 im Amt. Seitdem reist er regelmäßig durchs Land und sucht aktiv das Gespräch mit den Bürgern. Bei einer Mehrheit scheint das anzukommen: Aktuell sind 63 Prozent der Sachsen mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden - drei Punkte weniger im Vergleich zu Juli 2019.

Die politische Stimmung in Sachsen kurz vor der Wahl

Kati Obermann, MDR, tagesthemen 22:15 Uhr

Landbevölkerung fühlt sich vernachlässigt

Trotzdem wird nach Meinung der Bürger in der Politik zu wenig Rücksicht auf die Interessen der Menschen auf dem Land genommen: Fast drei Viertel (71 Prozent) sind dieser Ansicht. 21 Prozent meinen, auf die Interessen der Menschen auf dem Land werde angemessen Rücksicht genommen, ein Prozent meint, es werde zu viel Rücksicht auf deren Interessen genommen.

Dagegen meint nur gut ein Fünftel (22 Prozent), dass die Politik zu wenig Rücksicht auf die Interessen der Menschen in der Stadt nimmt. Gut die Hälfte (56 Prozent) ist der Ansicht, die Politik nehme angemessen Rücksicht auf die Interessen der Städter und 14 Prozent meinen, es werde in der Politik zu viel Rücksicht auf die Interessen der Stadt-Bevölkerung genommen.

Zufriedenheit und Unzufriedenheit in Waage

Mit der Arbeit der schwarz-roten Landesregierung sind aktuell 50 Prozent der Sachsen zufrieden bzw. sehr zufrieden – elf Punkte weniger im Vergleich zu August 2014, kurz vor der letzten Landtagswahl. 48 Prozent sind aktuell weniger bzw. gar nicht zufrieden (+11).

Gespalten sind die Sachsen auch bei der Frage, welche Partei die nächste Landesregierung führen soll: 44 Prozent der Befragten wollen, dass die CDU weiterhin die Regierung führt - neun Punkte weniger im Vergleich zu August 2014. 48 Prozent der Befragten in Sachsen wollen aktuell, dass eine andere Partei die Regierung führt (+9).

SPD nur knapp über Sperrklausel

Wenn am Sonntag der neue sächsische Landtag gewählt würde, dann käme die CDU auf 30 Prozent (+4 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwahlumfrage Anfang Juli; Landtagswahl 2014: 39,4 Prozent). Dies wäre ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl. Die Linke käme auf 16 Prozent (+1 im Vgl. zu Juli; Landtagswahl 2014: 18,9). Die SPD liegt bei 7 Prozent (-2 im Vgl. zu Juli; Landtagswahl 2014: 12,4 Prozent).

Die AfD erreicht 24 Prozent (-2 im Vgl. Juli; Landtagswahl 2014: 9,7 Prozent). Die Grünen liegen aktuell bei elf Prozent (-1 im Vgl. zu Juli; Landtagswahl 2014: 5,7 Prozent). Die FDP erreicht fünf Prozent (+/- 0 im Vgl. zu Juli; Landtagswahl 2014: 3,8 Prozent). Die Freien Wähler liegen bei vier Prozent (+1 im Vgl. zu Juli; Landtagswahl 2014: 1,6 Prozent).

Würde die Wahl am 1. September tatsächlich so ausgehen, dann hätte die amtierende schwarz-rote Regierung keine Mehrheit mehr. Eine Regierungsbildung gegen die CDU wäre dann nur unter Beteiligung der AfD möglich.

Viele Kurzentschlossene

Bei den Vorwahlumfragen Brandenburg und Sachsen handelt es sich ausdrücklich um keine Prognose, sondern um die politische Stimmung in der laufenden Woche. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem die letzte Phase des Wahlkampfs mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.

Untersuchungsanlage
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Sachsen (Deutsche ab 18 Jahren)
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***

Fallzahl: 1002 Befragte
Erhebungszeitraum: 19. bis 21. August 2019
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der BR in Bayern 1 am Abend am 22. August 2019 um 18:00 Uhr.